Viel gemocht, oft gefragt. Es gibt nur wenige Musiker, die in der Jazzszene Baden-Württembergs so präsent sind wie der Stuttgarter Gitarrist Christoph Neuhaus. Woran das liegt? Wohl am Groove seines Spiels, an den pulsierenden, vibrierenden „Lines“. Perlend, warm, gepaart mit einem natürlichen Time-Feeling. Aber auch erdig, dreckig, ehrlich. „Ich steh auch auf Tom Waits. Ich steh auf Bukowski“, bekennt Neuhaus: „Es ist ehrlich. Kein Glitzer drauf.“
Durch Slash von Guns n‘ Roses zur Gitarre gekommen
Christoph Neuhaus ist gebürtiger Stuttgarter Jahrgang 1986, anfangs hat er viel ausprobiert: Flöte, Klavier. Bis er mit elf Jahren ein MTV-Video mit Slash von Guns n‘ Roses sah, wo der Gitarrist auf einem weißen Flügel steht und das “November Rain”-Solo spielt. Ab da wollte er nur noch Gitarre spielen.
Mit 14 durfte er an einer Stuttgarter Musikschule in einem Funk-Ensemble mitspielen, in dem alle sehr viel älter waren als der Teenie. Wenig später hatte er dann bereits seinen Wes Montgomery, wie er sagt, „gefressen“: Der Groove, den diese Musik und auch die Coolness der Musiker fesselten ihn.
Studium in Mannheim, Basel und New York
Christoph Neuhaus hat Jazz und Popularmusik in Mannheim studiert, er ist viel rumgekommen in der Welt. Bei den Großmeistern des zeitgenössischen Gitarren-Jazz hat er ganz verschiedene Spiel-Philosophien mitbekommen: in Amsterdam bei Jesse van Ruler, in Basel bei Wolfgang Muthspiel und in New York bei Peter Bernstein und Adam Rogers.
Aktuelles Album „Ramblin‘ Bird“ mit Pop-Attitüde
Neuhaus war immer schon ein stilistisch offener Spieler. Sein aktuelles Album „Ramblin‘ Bird“ bringt dennoch eine faustdicke Überraschung. Der Gitarrist ist da mit einer Pop-Attitüde rangegangen: Folk Music, Americana, Singersong-Writing, Blues, Funk mit Texten und Songs von ihm selbst. So populär er hier unterwegs ist; im Untergrund pulsiert ein lebendiger Jazz-Vibe. Seine Musik hat Spirit und Soul und – sie ist persönlich.
„Ich finde es interessant, diese verschiedenen Dinge durch den eigenen Filter zu jagen. Ich hör wahnsinnig viel Folk Music zurzeit, Singer-Songwriter-Sachen – Von den Punch Brothers zum Beispiel bin ich ein Riesen-Fan. Und dann zu sehen: Was macht das mit mir? Das macht ja was mit einem, wenn Dich das beeinflusst. Du findest ja neue Sachen.“
Jazz-Preis Baden-Württemberg
Der Jazz-Preis Baden-Württemberg ist mit 15.000 Euro einer der bestdotierten Nachwuchspreise für Jazz in Deutschland. Er wird seit 1985 jährlich von einer unabhängigen Jury verliehen. Die Auszeichnung geht an Künstlerinnen und Künstler, die nicht älter als 35 Jahre sind und in Baden-Württemberg leben oder durch ihre künstlerische Arbeit eine enge Beziehung zum Land haben. Bisherige Preisträgerinnen und Preisträger sind u.a. Franziska Ameli Schuster (2020), Olivia Trummer (2019), Alexander Bühl (2018), Sebastian Schuster (2017), Volker Engelberth (2016), Magnus Mehl (2015).
Wann das Preisträgerkonzert stattfinden kann, steht noch nicht ganz fest. Wenn alles gut geht, wird das in der ersten Juliwoche bei den "Stuttgarter jazzopen" sein.