Lesung in Mainz

Robert Stadlober erinnert an Popkultur-Experte Martin Büsser

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Mareike Gries

Wer sich in den 90er- und 00er-Jahren für aktuelle Musik interessierte, kam an Martin Büsser nicht vorbei. Mit seiner Arbeit als Herausgeber, Autor und Journalist war Büsser einer der letzten Vertreter der sogenannten Poplinken. In seiner Heimatstadt Mainz lädt Schauspieler Robert Stadlober zu einer Lesung mit Büssers Texten. Außerdem soll zwölf Jahre nach seinem Tod eine Straße an den Autor erinnern.

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Martin Büsser, eine Koryphäe der Musikkritik

Pop abseits des Mainstreams und der großen Plattenfirmen war das Metier von Martin Büsser. In unzähligen Zeitschriften-Artikeln und in Büchern hat der Theater- und Literaturwissenschaftler darüber geschrieben. Durch diese Veröffentlichungen ist auch der 1982 geborene Schauspieler Robert Stadlober früh auf Martin Büsser aufmerksam geworden.

„Meine Sozialisation hat definitiv über Fanzines stattgefunden und auch über die Nischen-Musik, mit der sich Martin Büsser viel beschäftigt hat“, erinnert sich Stadlober. „Also die Musik, die für Menschen gemacht wird, die sich tatsächlich für Musik interessieren und sie nicht nur nebenbei hören.“

Irgendwann habe sich dann bei ihm auch eine Haltung zur Politik, dem Land und der Welt gebildet, die auch immer relativ kongruent gewesen sei mit dem, was Martin Büsser so gedacht und geschrieben habe. Er sei möglicherweise auch durch ihn beeinflusst worden, sagt der Schauspieler.

Der Autor, Verleger und Journalist Martin Büsser (Foto: Pressestelle, Ventil Verlag)
Der Autor, Verleger und Journalist Martin Büsser Pressestelle Ventil Verlag

Martin Büsser suchte mehr in der Musik als einen gefälligen Ohrwurm

Punk, Alternative, Indie, Techno: Martin Büsser hat Musik und deren subkulturelles Umfeld analysiert und beschrieben. Er schrieb über Musik, die nicht im Radio rauf und runter läuft und bei der die Künstlerinnen und Künstler mit ihrem Sound mehr transportieren wollen als einen gefälligen Ohrwurm. 

Was ihn dabei vor allem interessiert hat, weiß Ingo Rüdiger. Er war ein enger Freund von Büsser und dessen Kollege beim Mainzer Ventil Verlag: „Martin hat nicht nur einfach den Blick auf die Musik gehabt, sondern auf auch alle anderen Disziplinen, die mit der Musik, der Popkultur in Verbindung stehen“, sagt Rüdiger, „also Literatur, Film, Kunst, Geschlechterdiskurse, auch Mode. Und er hat halt alles zusammengebracht und alles zusammen gedacht.“

Eine Straße in der Mainzer Neustadt soll noch in diesem Jahr an Büsser erinnern

Ingo Rüdiger steht an einer Straßenecke in der Mainzer Neustadt. Dort soll im Laufe des Jahres die Martin-Büsser-Straße benannt werden. Damit will die Stadt dem legendären Musikkritiker ein Denkmal setzen. Büsser ist 2010 verstorben, er wurde nur 42 Jahre alt.

Zur aktuellen politischen Lage und deren musikalischer oder kultureller Aufarbeitung hätte Martin Büsser viel zu sagen, ist sich Ingo Rüdiger sicher. Und auch dazu, dass frauenfeindliche Lieder wie der Schlager „Laila“ gerade sehr erfolgreich sind: „Auf textlicher Ebene wird ein Bild transportiert, wo Martin schon sein publizistisches Messer gewetzt hätte.“

Popmusik-Experte Martin Büsser im Jahr 2005 bei der Literaturwerkstatt Berlin (Foto: IMAGO, gezett)
Popmusik-Experte Martin Büsser im Jahr 2005 bei der Literaturwerkstatt Berlin gezett

Robert Stadlober plant eine Lesung wie ein Popkonzert

Martin Büsser hat sich nie vor deutlichen Worten gescheut und immer Ross und Reiter genannt, sagt Ingo Rüdiger. Seine Texte hatten Tiefgang und waren trotzdem für ein breites Publikum formuliert.

Für Schauspieler Robert Stadlober waren Büssers Texte selbst wie gut komponierte, rhythmische Musikstücke. Das soll sich auch bei einer Lesung von diesen Texten zeigen, für die Robert Stadlober nach Mainz kommt. Er habe versucht, eine richtige popartige Set-List zu machen: Dann sind mir aber so viele wieder durchgefallen, dass ich mir gedacht habe, ich muss mal schauen, was da für Leute sind und werde, wie man das bei einem richtig guten Popkonzert macht, aufs Publikum reagieren.“

Bei einem, sagt Stadlober, sei er sich ziemlich sicher: mit Martin Büssers Texten in keinen Flow zu kommen, da muss man schon gar keine Ahnung von Rhythmus und Musik haben.  

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Mareike Gries