„Mit dem Album Timbuktu will ich an die Gräueltaten und den Krieg in Mali erinnern. Timbuktu wurde dem Erdboden gleichgemacht.“
Timbutkus Zerstörung 2012
Islamistische Rebellen zerstörten 2012 in Timbuktu antike Bauten, jahrhundertealte Moscheen und Mausoleen, die zum Unesco-Weltkulturerbe erklärt worden waren. Und sie setzten eine Bibliothek mit wichtigen Schriften in Brand. Darunter waren auch Bücher aus Ägypten, Marokko, Tunesien – einzigartige Kulturgüter: das Gedächtnis Afrikas. Das ist Thema im Titelsong.
Wo sind die Werte unserer Vorfahren geblieben? Wenn wir sie nicht bewahren und darauf achten, gehen sie uns für immer verloren. Wacht endlich aus diesem langen Schlaf auf und erinnert euch daran, wie groß und bedeutend das Kulturerbe Malis ist. Seid euch dessen bewusst, dass wir Malier diese Werte in uns tragen. So können wir sicher sein, dass das auch weiterhin so bleibt.
Krieg in Mali

Der aktuelle Hintergrund zu Oumou Sangarés Timbuktu liegt auf der Hand: Die politische Lage in Mali spitzt sich immer mehr zu. Terror- und Rebellengruppen lehnen sich seit vielen Jahren gegen die Regierung auf. Trotz etlicher Friedensabkommen bleiben gewaltsame Auseinandersetzungen und Anschläge Realität. Wie soll sich da das Land stabilisieren können? Die derzeitige Regierung ist nicht bereit für Reformen und der Bevölkerung fehlt die Perspektive – ein Teufelskreis. Eine bewegte jüngere Geschichte voller Konflikte und Spannungen. Darauf reagiert Oumou Sangaré: mit ihrer Musik und ihren Botschaften.
„Das ist ein politisches Desaster! Ein sinnloser Krieg! Eigentlich ist Politik nicht mein Ding, aber ich muss etwas dazu sagen. Die Verantwortlichen müssen einen Weg finden, wie sie die Lage in den Griff bekommen können. Wir brauchen unbedingt Frieden."

Oumou Sangaré - Einflussreiche Kritikerin und Stimme Afrikas
Oumou Sangaré genießt in vielen Regionen des afrikanischen Kontinents Kultstatus. Die 54-jährige Sängerin hat einen enormen Einfluss. Sie ist Feministin und bekannt für ihre deutlichen Botschaften und gesellschaftskritischen Kommentare.
Gerade mal 21 war Sangaré, als sie ihr erstes Album veröffentlichte – schon das ein überwältigender Erfolg. Es heißt Moussoulou, das bedeutet „Frauen“. In den Songs verurteilt sie unter anderem Polygamie und Zwangsheirat. Seitdem bezog sie immer wieder Stellung und wurde im Laufe der Jahre zu einer wichtigen Stimme Afrikas, die man ernst nimmt, auf die man hört. In kritischen Zeiten wie diesen, erklärt sie, seien vor allen Dingen Kinder und Frauen die Leidtragenden.

Und, wie sie es immer macht, ergreift sie erneut Partei für die Sozialschwachen. Sie hat ihre eigene schwierige Situation als junger Teenager vor Augen: jedes Mal, wenn sie ihre Mutter verzweifelt sah, ist sie raus auf die Straße und hat gesungen, um mit dem Geld die Familie versorgen. In Kinder kann sie sich sehr gut einfühlen – wie im Song Demissimw.
„Da spreche ich von den wirklich kleinen Kindern, die auf der Straße sind, sie betteln um Geld und Essen. Sie gehen nicht zur Schule, sind in der Nähe der Moschee oder an den roten Ampeln zu sehen. Manche sind gerade mal zwei oder drei Jahre alt. Mir ist diese Situation vertraut, ich hatte auch Hunger, aber wenigstens ein Dach über dem Kopf. Diese Kinder brauchen unbedingt Hilfe und das fordere ich von den weltweiten Hilfsorganisationen.“
Autonomie der Frauen
Krieg – Rechte der Kinder: das sind wichtige Themen auf „Timbuktu“. Genau wie, erneut: Frauen. Ein Thema, das sich seit ihrem ersten Album wie ein roter Faden durch Oumou Sangarés gesamtes Werk zieht. Sie sah jeden Tag, was ihre Mutter durchmachte. Ihr Vater heiratete viele Frauen, hatte mit ihnen Kinder und ließ seine verschiedenen Familien dann irgendwann im Stich. Auch die von Oumou Sangaré. Darüber spricht sie im Song Gniani Sara.
„Hier stehen die Frauen im Zentrum. Sie opfern sich für die Kinder und ihren Mann auf und vergessen sich dabei selbst vollkommen. Ich ermutige alle Frauen, dass sie auch an sich selbst denken und nach Autonomie streben müssen.“
Musikalisch reich an traditionellen westafrikanischen Rhythmen, vermittelt auch das aktuelle Album von Oumou Sangaré wichtige Botschaften.