Noiserock

Debütalbum „Silver Haze“ von Regisseur Jim Jarmusch: Hypnotische Musik mit düsteren Klanggemälden

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AUTOR/IN
Marcel Anders

Der Filmregisseur Jim Jarmusch steht für Arthouse-Klassiker wie „Down By Law“, „Mystery Train” oder „Night On Earth”. Doch zuletzt ist es – zumindest cineastisch – merklich ruhiger um den medienscheuen Regisseur geworden. Aus gutem Grund: Er versucht sich als Sänger und Gitarrist der Band SQÜRL, die jetzt ihr Debüt-Album „Silver Haze“ veröffentlicht hat.

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„Hollywood ist tot – oder: es stirbt gerade. Das hat sich schon vor der Pandemie abgezeichnet, als es mit jedem Film schwieriger wurde, eine Finanzierung auf die Beine zu stellen.“

Kult-Regisseur Jim Jarmusch ist genervt von der modernen Film-Welt, die ganz auf Disney- und Marvel-Kino setzt. Deshalb konzentriert sich der weißhaarige New Yorker auf sein zweites Standbein: Das Duo SQÜRL mit Produzent Carter Logan.

Bislang haben die beiden Jarmuschs cineastische Visionen vertont, jetzt sind sie eine richtige Band – mit sehr speziellem Sound: „Wir lieben Drones – diese atmosphärischen Sachen. Und wir tendieren zu extrem langsamen, verschleierten Songs. Deshalb nennen wir unseren Stil ´Oxybilly´, kurz für Oxycodon-Rockabilly. Nicht, dass wir Drogen nehmen, aber es hat etwas Narkotisches“, sagt Jim Jarmusch.  

Ein Klanggemälde aus Noiserock, 60s Pop und Garagenrock

Die acht Stücke auf „Silver Haze“ sind hypnotische, düstere Klanggemälde aus Noiserock, 60s Pop und Garagenrock. Velvet Underground trifft Sonic Youth und Lee Hazlewood – mit infernalen Gitarrensalven und starker Bildsprache. Jarmusch versteht seine Musik als Mini-Soundtracks zu imaginären Filmen. Etwa „Berlin ´87“ über die Mauerstadt, in der er ein Jahr gelebt hat. 

Jarmusch verfolgt mit SQÜRL den gleichen Kunst-Ansatz wie mit seinen Filmen

„Berlin´87“ ist eines von vier Instrumentalstücken des Albums. Auf dem übrigen Material singt Jarmusch selbst. Mal komplett verhallt, mal im Duett mit Singer-Songwriterin Anika. Oder er lässt Charlotte Gainsbourg Gedichte von John Ashbery vortragen.

Im Grunde, so gibt Jarmusch zu, verfolge er mit SQÜRL denselben Kunst-Ansatz wie mit seinen Filmen. Das gelingt wunderbar. Und doch: Ob dieses spannende Band-Projekt eine Zukunft hat, lässt der 70-Jährige offen. Im Herbst beginnen die Dreharbeiten zu seinem Comeback-Film. Erfolg oder Misserfolg entscheiden über die Zukunft.

Musik Everything But The Girl mit neuem Album „Fuse“ – Wiederhören mit alten Freunden

Das Duo „Everything But The Girl“ von Tracey Thorn und Ben Watt wurde 1995 wurde mit „Missing“. auf einen Schlag weltbekannt. Nach 24 Jahren gibt es wieder ein neues Album: „Fuse“ .Musikalisch es etwas aus der Zeit gefallen ist es für SWR2-Popkritiker Dirk Schneider eine große Freude, sich mit den beiden immer noch verbunden zu fühlen. Denn die Musik ist immer noch so zärtlich, klug und introspektiv wie vor einem Vierteljahrhundert.

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Pop „Morgens um vier“ von Element of Crime: Ab dem ersten Ton ein gutes Gefühl

Kaum eine andere deutschsprachige Band singt so schön und so poetisch von der Melancholie des Alltags wie Element of Crime. „Morgens um vier“ heißt das neue Album.

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Alternative Arctic Monkeys mit neuem Album „The Car“: Ein bisschen mehr Orchester, ein bisschen weniger Rock

Die britische Band Arctic Monkeys ist nicht mehr das, was sie einst war. Das neue ,,The Car" ist der Beweis dafür. Die Band beschreitet weiter den musikalischen Weg, den sie schon 2018 beim letzten Album eingeschlagen hatte, dieses Mal noch radikaler. Der Rock der Anfänge ist nun gänzlich passé: Orchesterinstrumente mischen sich mit Elektro-Gitarren: Rock trifft auf Klassik. Musikalisch bleiben die Jungs aus Sheffield damit zwar wie immer auf die Höhe, aber die Arctic Monkeys haben dabei ihre früher so ausgeprägte rockige Seite vergessen.

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Dass eine der einflussreichsten deutschen Rockbands aus Chemnitz kommt, ist durchaus bemerkenswert. Noch bemerkenswerter ist, dass sie trotz ihres Erfolges auch in Chemnitz geblieben ist. Nach fünf Jahren melden sich Kraftklub mit „Kargo“ zurück und darauf denkt die Band nicht nur über die Welt, sondern auch über sich selbst nach. Ein Album ganz ohne schwache Songs, findet Rezensent Dirk Schneider.  

Musik Belle and Sebastians neues Album: die Heimkehr der schottischen Indie-Pop Band

„A Bit of Previous“ heißt das zehnte Album der schottischen Indie-Pop Band Belle and Sebastian. Es ist das erste Album, das die Band seit 20 Jahren in ihrer Heimatstadt Glasgow aufgenommen hat. Die 12 Songs auf dem Album erinnern an ihren Sound aus der Anfangszeit ihrer Karriere. „A Bit of Previous“ ist damit sowohl eine geographische als auch eine musikalische Heimkehr der Band.

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Ein Album ohne Titel und mit kryptischen Zeichen anstelle eines Bandnamens: Das namenlose vierte Studioalbum von Led Zeppelin, bekannt als „IV“, „Zosa“ oder „Four Symbols“ ist mit seinem richtungsweisenden Sound, der mystischen Symbolik und dem legendären Song „Stairway to heaven“ das Opus Magnum der vielseitigen britischen Rockband. Vor 50 Jahren, am 8.11.1971, erschien das Album.

Forum Das Geheimnis der Pyramide – Pink Floyds Dark Side of the Moon

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