Mehr Länge fürs TV
Das Fernsehen biete „Gemächlichkeit im besten Sinne“, sagt Schlecky Silberstein in SWR2. „Man kann sich mehr Zeit nehmen, um Themen zu behandeln. Und: 30 Minuten Spaß haben ist besser als anderthalb Minuten Spaß, was unsere Durchschnittszeit im Internet ist."
Nicht nur in der Länge hat sich das Format den neuen Bedingungen angepasst. Das Browser Ballett im TV sei auch „showiger“. Das neue Publikum müsse schließlich zunächst an die Sendung gewöhnt werden. „Dann werden wir die Zuschauer auf eine Reise mitnehmen, die vielleicht auch noch ein bisschen verrückter wird in Zukunft. Die Show darf und soll sich entwickeln."
„Der Humor wird verhärmter, konservativer“
Das Browser Ballett im Netz richtet sich an ein junges Zielpublikum. Das TV biete die Chance, auch Menschen aus anderen Altersgruppen zu erreichen.
Schlecky Silberstein selbst ist mit seinen 39 Jahren der Älteste im Team vom Browser Ballett. „Quasi der Seniorenbeaufragte“, scherzt er in SWR2. Dennoch: „Solange man im Kopf jung bleibt ist völlig wurscht wie alt man im Ausweis ist.“
Doch das Alter verändere den Humor. „Man wird verhärteter, verhärmter, konservativer, man versteht vieles nicht mehr.“
„Harald Schmidt wäre heute sofort gecancelt“
Humor ist nicht unbedingt eine Frage des Alters, sagt Schlecky Silberstein, sondern auch der Zeit. Was früher funktioniert habe, sei heute nicht mehr gefragt.
Der Humor, den zum Beispiel Harald Schmidt mit seiner Late Night Show gemacht hat, würde heute gar nicht mehr funktionieren. „Würde Harald Schmidt genauso weitermachen wie früher, wäre er sofort gecancelt. Das ist eine andere Zeit.“
Früher sei viel unbedarfter formuliert worden. Man habe sich weniger Gedanken darüber gemacht, andere zu beleidigen oder zu brüskieren. „Wir haben heute eine andere Öffentlichkeit. Man muss einfach ein bisschen vorsichtiger sein."
Bedrohen Google und Facebook unsere Demokratie?
Schlecky Silberstein ist nicht nur Satiriker, sondern auch Netz-Aktivist. In seinem Bestseller „Das Internet muss weg“ fordert er die strengere Reglementierung von Internet-Giganten.
„Es ist Twitters gutes Recht, den Kanal von Donald Trump zu sperren. Viele Menschen verwechseln Social-Media-Kanäle mit öffentlich-rechtlicher Kommunikationsinfrastruktur. Doch diese Unternehmen können jederzeit entscheiden, wer auf ihren Plattformen etwas zu sagen hat und wer nicht.“
Große Privatunternehmen wie Facebook oder Google würden den Markt monopolisieren und keinerlei Aufsicht genießen. Eine Gefahr für die Demokratie?
Forum Im Bann der Tweets - Wer reguliert die Macht sozialer Medien?
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Dr. Hendrik Wieduwilt, Digitalexperte
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„Mit der Digital-Branche sollte genauso umgegangen werden wie damals mit der Tabak-Branche“, fordert Silberstein. „Dass man genau hinschaut, was die machen und auch die volkswirtschaftlichen und gesundheitlichen Schäden prüft.“
"Viele verwechseln Social Media mit öffentlich-rechtlicher Kommunikation"
Dass Twitter den Kanal von Donald Trump gesperrt hat, bezeichnet Silberstein als „geschickten PR-Move“. Grundsätzlich sei die Macht eines einzelnen Unternehmens bedenklich, eine Person von der öffentlichen Meinungsmache ausschließen zu können.
„Trotzdem ist es deren gutes Recht. Viele Menschen verwechseln Social-Media-Kanäle mit öffentlich-rechtlicher Kommunikationsinfrastruktur. Doch diese Unternehmen können jederzeit entscheiden, wer auf ihren Plattformen etwas zu sagen hat und wer nicht.“