Mozart und Gershwin sagen sich Guten Tag
Mit einer kleinen Ansage an das Publikum beginnt die neue CD von Chick Corea. Er werde nach einer kurzen Improvisation gleich in eine Mozart-Sonate abbiegen und dann noch bei Mr. Gershwin vorbeischauen, meint der Pianist. Wie gewohnt gleicht der Auftritt eher einem entspannten Sit-in denn einem strengen Klavierabend. Gleich drei Konzertmittschnitte hat der Altmeister auf der neuen CD vereint. Clearwater in Florida, Berlin und Paris waren Kulisse für das Mega-Album, auf dem 33 Titel vorgestellt werden.
Kreativer Austausch mit dem Publikum
Seit 1966 ist Chick Corea auf der Bühne präsent, mit dem Komponieren hat er schon viel früher angefangen. Es sei immer der gleiche Impuls, der in einem Musiker verankert sei, erzählt Corea – der Wunsch, etwas zum Aufkeimen und Blühen zu bringen. Dann könne etwas Tolles entstehen. Wenn man zudem noch die Erfahrung mache, seine eigenen Stücke mit einem Publikum zu teilen, stimuliere das die Kreativität ungemein.
„Meine Zuhörer und ich surfen im Konzert stets gemeinsam auf einer großen Welle. Das ist die pure Lebensfreude.”
Die Leichtigkeit des Seins in jedem Takt Musik
Über den Stil und das Können von Chick Corea ist schon viel geschrieben und gesagt worden. Auf den Punkt gebracht, lebt er in jedem Takt seiner Musik die Leichtigkeit des Seins aus. Dabei mangelt es ihm weder an Tiefgang noch an Anspruch. Von der Bühne herab versucht er stets in Interaktion mit dem Publikum zu treten. Das ist auf diesem Album mit wunderschönen Beispielen sehr gut eingefangen worden.
„The Yellow Nimbus” – ein Stück für Paco de Lucia
„Dieses Stück habe ich für den großartigen Musiker Paco de Lucia komponiert, der wirklich ein Freund von mir gewesen ist. Als wir zusammen spielten, glaubte ich einmal, einen gelben Schein um seinen Kopf wahrzunehmen, wie eine sehr spezielle Aura, deshalb der Titel 'The Yellow Nimbus'”.
Parforce-Ritt mit Bill Evans, Scarlatti und Chopin
Mit den ausgewählten Stücken auf der Doppel-CD steckt Chick Corea seinen weiten Horizont sehr großzügig ab. Da findet sich „Yesterday” von den Beatles neben einer Sonate von Domenico Scarlatti, dann wiederum huldigt Corea der Jazz-Legende Bill Evans und gleich darauf Frédéric Chopin. Bei diesem Parforce-Ritt würden viele ins Straucheln geraten, Chick Corea jedoch nicht.
Technik, Esprit und der lange Atem auf dem Podium
Seine Technik und sein Esprit lassen ihn einfach nie im Stich und wie man einen spannungsreichen Bogen im Konzert realisiert, hat er nach Jahrzehnten auf dem Podium einfach im Gespür. Zum Gesamteindruck trägt auch wesentlich das Publikum bei – sowohl in Clearwater, Berlin wie auch in Paris.
Hellwaches Publikum und hervorragende Aufnahmetechnik
Es lässt sich umgarnen, geht mit und hat hellwache Ohren. Die hervorragende Aufnahmetechnik an allen drei Konzertorten setzt dem Album dann die Krone auf.