„Late Developers“ – „Spätzünder“ – heißt das neue Album der schottischen Band Belle and Sebastian. Es erscheint nur wenige Monate nach dem letzten Album. In „Late Developers“ bleiben die Themen der Erinnerung und der Vergangenheit ein Leitmotiv, aber diesmal behandeln Belle and Sebastian sie mit mehr Leichtigkeit, ohne aber leichtsinnig zu werden.
Eine Auseinandersetzung mit dem Erwachsenwerden?
„Man konnte uns damals nicht sagen, wie wenig wir uns um all die doofen Belanglosigkeiten gekümmert haben. Jetzt haben wir Kinder und Dystopien.“ Das singen Belle and Sebastian im Song „When We Were Very Young“. Die schottische Band bleibt reflektiert und nostalgisch auch im neuen Album „Late Developers”, aber dieses Mal mit mehr Hoffnung als im letzten Album „A Bit of Previous”.
Der Titel „Late Developers“ lässt dabei Raum für mehrere Interpretationen: Sind es Songs, die erst später entwickelt wurden? Oder bezieht es sich auf die Band selbst, die in ihrer langen Karriere im Kern und Sound frisch und jung geblieben ist, aber nun der Realität ins Gesicht schauen muss?
Zeitgleich mit dem Vorgängeralbum geschrieben, aber trotzdem keine Resterampe
Das Album „Late Developers” wurde zusammen mit „A Bit of Previous“ aufgenommen, das erst vor ein paar Monaten erschienen ist. Wegen Corona haben sie beide Alben in der Heimatstadt Glasgow geschrieben. Erstmals wieder nach über 20 Jahren.
„Late Developers” ist aber keine Resterampe, sondern ein Fluss der Kreativität, der im Lockdown nicht aufgehalten werden konnte.
Im neuen Album beschäftigen sich Belle and Sebastian mit Themen, die ihnen nahe liegen: Kindheitserinnerungen, Existenzfragen und Spiritualität. Aber auf spielerische Art und Weise. Sie betrachten die Vergangenheit zwar nostalgisch, aber trotzdem aus dem Blickwinkel der Gegenwart und sie spielen mit der Zeit. Wie im Song „When The Cynics Stare Back From The Wall", der 1994 geschrieben wurde, und erst jetzt das Licht der Welt erblickt.
Belle and Sebastian bleiben ihrem Stil treu
Die schottische Band muss sich nicht mehr behaupten, seit den 90er-Jahren hat sie sich einen Namen in der Indie-Pop-Szene gemacht und ihre Identität und ihr Stil sind klar definiert, dabei bleiben sie auch bei diesem Album.
Sie kombinieren verschiedene Tonalitäten: Folk gemischt mit Synthie-Pop und eher klassischen Indierock- Elementen. In Songs wie „Juliet Naked” gibt es ausgeprägtes Gitarren-Strumming zu hören, bei „Give Me a Little Time” und „So in the Moment” erinnert das Händeklatschen an vergangene Hits wie „The Boy with the Arab Strap” von 1998.
Sie überraschen aber auch mit einem sehr poppigen Titel, geeignet als Radio-Hit:„ „I Don’t Know What You See In Me“ wartet mit 90er-Jahre-Disco-Einflüssen auf.
Jeder Song scheint ein Polaroid zu sein, das einen Augenblick festhält
Anders als im nachdenklicheren Vorgänger-Album biegt „Late Developers” in eine leichtere Richtung ab, ohne oberflächlich zu werden. Sie schauen weiterhin dem Ernst des Lebens ins Gesicht, nüchtern und doch mit viel Spaß. Wie der Song „Late Developers”, der als Gute-Laune Track mit Trompete das Album abschließt.
„Late Developers” ist eine Art Halbzeit für die Band, eine neue Erfindung für Belle and Sebastian selbst. Sie wissen aber zugleich genau, woher sie kommen. Und ihre Heimat gibt ihnen wieder eine neue schöpferische Kraft.
Musik Belle and Sebastians neues Album: die Heimkehr der schottischen Indie-Pop Band
„A Bit of Previous“ heißt das zehnte Album der schottischen Indie-Pop Band Belle and Sebastian. Es ist das erste Album, das die Band seit 20 Jahren in ihrer Heimatstadt Glasgow aufgenommen hat. Die 12 Songs auf dem Album erinnern an ihren Sound aus der Anfangszeit ihrer Karriere. „A Bit of Previous“ ist damit sowohl eine geographische als auch eine musikalische Heimkehr der Band.