Der Münchner Arrangeur und Komponist Simon Mack hat mehrere Ballermann-Hits in klassisches Liedgut verwandelt und feiert damit im Internet große Erfolge.
„Saufen, ich will saufen. Morgens, mittags, abends will ich saufen“, ein typischer Ballermann-Text. Eingebettet in ein barockes Kunstlied wurde er im Netz bereit über eine Million mal geklickt. In den Kommentarspalten überschlagen sich die User*innen vor Begeisterung. Ballermann im Salon – wie geht das?
Ballermann-Hits im Kunstlied-Gewand
Eine musikalische Ergänzungsdroge in Dur
Ballermannlieder sind pure Bejahung in Dur. Sie sind die Ergänzungsdroge zum Alkohol, die das Getriebe des Feierbetriebs schmiert. Hier darf nichts stören, der Rhythmus zum Trinken geht stumpf voran, er spornt die Feiernden an und hält sie wach.
Als der Münchner Komponist Simon Mack zum ersten Mal mit diesen Liedern in Kontakt kam, war er fasziniert. Und begann zu analysieren, womit er es hier musikalisch zu tun hat. „Saufen“ hat er als eine barocke Exclamatio gelesen, einen Sprung eine kleine Sexte aufwärts, und hat überlegt wie es wohl klingen würde, wenn er das in eine fallende Quinte übersetzt. Tatsächlich klingt es so, wie man sich wohl am Morgen danach fühlt.
Ballermannhit „Saufen“ als barocke Arie:
Macks YouTube-Kanal hat knapp 10.000 Abonnent*innen
Das Netz feiert Mack und seine Arrangements: „Endlich finden der seriöse Klassikfan und der alkoholaffine Sangria-Eimer-Enthusiast, die seit jeher in meinem Herzen miteinander ringen, zueinander!“, schreibt etwa ein User auf YouTube.
Simon Mack lehrt Gehörbildung und Musiktheorie am Mozarteum in Innsbruck und an der Musikhochschule München. „Bach und Bier, Brahms und Brüste, Schönberg und Schaumparty“, schreibt Mack auf seiner Webseite: „Was die Mode streng geteilt, darf sich hier in einem dialektisch vermittelten Ganzen zeigen.“ Knapp 10.000 Abonnent*innen hat Simon Macks Youtube-Kanal, den er vor gut einem Jahr gestartet hat.
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