Das Album „Lune Rouge“ sei einer verflossenen Liebschaft gewidmet, erzählt Erik Truffaz mit einem charmanten Lächeln. Diskretion sei natürlich Ehrensache, da ist der Trompeter durch und durch Franzose. Ob Truffaz dabei auf dem Marketing-Instrument spielt oder doch etwas Wahres dran ist, sei einmal dahingestellt. Gekonnt präsentiert wird die Story allemal.
„Le titre "Lune Rouge" est un hommage à ma rencontre amoureuse avec une femme“.
Erik Truffaz ist kein bloßer Nachahmer von Miles Davis
Erik Truffaz ist beileibe kein Newcomer im Musikbusiness. 1960 in der Schweiz geboren und aufgewachsen, zog er bereits als Jugendlicher mit der Tanzkapelle seines Vaters über die Dörfer. Dann folgten ein Jazz-Studium und bald die ersten Aufnahmen.
Die Kritik hat Truffaz lange Zeit als Epigone von Miles Davis abgestempelt. Das ist natürlich eine grobe Fehleinschätzung, denn der Franzose ist durch und durch ein Original.
Der Kontrast zwischen der Trompete und dem elektronischen Instrumentarium des 21. Jahrhunderts hat ihn bei dieser CD ganz besonderes gereizt. In diesem Spannungsfeld kann etwas Neues entstehen, darum geht es doch in der Musik. Alle Elemente, die er dabei einsetzt, dienen letztendlich dem Jazz, sagt er.
Keine Scheu vor Gefühlen
Mit „Lune Rouge“ legt Erik Truffaz eine sehr atmosphärisch angehauchte CD vor. Er zeigt keine Scheu vor Stimmungen oder Melodien, die unter die Haut gehen, rutscht jedoch nie ins Beliebige ab. Dafür hat seine Musik dann doch zu sehr Gehalt und Raffinement.
„Im Grunde genommen sind das alles Improvisationen. Die fallen mir immer wieder aufs Neue ein, wenn ich mit meiner Trompete übe. Sie werden natürlich bis zur Aufnahme penibel ausgearbeitet, das kann dann Jahre dauern.”
Jose James, Sänger aus Minneapolis
Zur Produktion der CD mit seinem vorzüglichen Quartett hat Truffaz auch einige Gäste eingeladen. Unter ihnen sticht Jose James geradezu heraus. Der Sänger aus Minneapolis interpretiert zwar nur einen Titel, platziert damit aber einen Hinhörer.
Doch Truffaz reiht mehr als eine schöne Perlenkette auf. Mit seinem Quartett ist er als Klangforscher aktiv. Es gibt Stücke, die zwischen Retro-Chic und Moderne changieren. Der Horizont, den Truffaz so aufzeigt, ist jedenfalls weit.
„Mit dem Album wollte ich auch die kontinuierliche Beziehung zwischen Pop und Jazz reflektieren. Ich zumindest genieße in diesem Rahmen eine große Freiheit.”
Feines Gespür für den Puls der Zeit
Mit „Lune Rouge“ beweist Erik Truffaz sein feines Gespür für den Puls der Zeit. Er setzt mit großer Kreativität die neusten elektronischen Spielereien und Verfremdungen ein. Trotz dem fulminanten Klangrausch hat ein sehr überschaubares Team die CD „Lune Rouge“ realisiert. Klasse braucht also keineswegs Masse . Dieser Jazz aus Frankreich spielt weit vorne mit.