Der Ravensburger Verlag hat die Auslieferung der Kinderbücher zum Film „Der junge Häuptling Winnetou“ gestoppt. Er reagiert damit auf die Kritik, dass in den Büchern rassistische Stereotype über die Ureinwohner Nordamerikas wiedergegeben werden. Der Sozialwissenschaftler Lars Distelhorst befürwortet diese Entscheidung im Gespräch mit SWR2.
„Was da am Ende rauskommt ist freundlich formuliert eine Parodie indigener Gesellschaften“, sagt Distelhorst über die betroffenen Winnetou-Bücher und ergänzt: „Wenn man es weniger freundlich formuliert, ist es ein rassistisches Stereotyp.“
Gut gemeint sei nicht immer unbedingt gut gemacht, schon gar nicht, wenn es um das Thema Rassismus gehe, so Distelhorst. Deswegen unterstützt er die Entscheidung des Ravensburger Verlags, die Begleitbücher zum Film "Der junge Häuptling Winnetou" aus dem Sortiment zu nehmen.
Er verstehe, dass viele Leute der Abschied von Winnetou schmerze, sagt Distelhorst, dennoch sollten wir uns vor allem fragen, ob wir unseren Kindern diese Geschichten heute noch erzählen wollten. „Damit prägen wir ihre Weltsicht und ihr Verständnis von Kultur“, so Distelhorst.
Kommentar „Eine verlogene Entscheidung“ – Zur Diskussion um die zurückgezogenen Winnetou-Kinderbücher
Im Streit um zwei Kinderbücher zum Film „Der junge Häuptling Winnetou“, die der Ravensburger Verlag aus dem Programm genommen hat, werde mit Halbwahrheiten und Übertreibungen gezielt Stimmung gemacht, sagt SWR2 Literaturkritiker Carsten Otte. Ironischerweise folge die erregte Diskussion rhetorischen Mustern, die das Niveau selbst der kitschigsten Winnetou-Szene deutlich unterböten.
Gesellschaft Darf man noch "Indianer" sagen?
Ja. Das mag überraschen, denn das Wort stammt aus der Kolonialzeit und ist eine Fremdbezeichnung. Doch das sind nicht die einzigen Kriterien. Von Gábor Paál | http://swr.li/indianer | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.