Das Wetter spielt seit jeher eine Rolle in literarischen Handlungen. Wie sehr und welchen Einfluss klimatische Phänomene auf die Literatur haben, möchte nun eine Ringvorlesung unter dem Motto „Wildes Wetter“ an der Universität des Saarlandes erforschen. „Der Sturm ist ein markantes Beispiel für die Bedeutung des Einflusses von Wetter auf die Handlung von Literatur“, sagt Professor Sikander Singh bei SWR2.
Die bedeutende Rolle des „Sturms“
Der Literaturwissenschaftler an der Universität des Saarlandes sagt, der Sturm sei etwa in Robinson Crusoes Werk ein handlungsauslösender Moment – ebenso habe dieses Wetterphänomen einen Einfluss auf die Handlung in der Odyssee. Aufgrund des Sturms könne Odysseus nur schwer in seine Heimat Ithaka zurückkehren.
Climate Fiction und die Ästhetik des Untergangs
Die Darstellung des Wetters in der Literatur sage auch viel über die Gesellschaft aus, so Singh weiter. Während in der mittelalterlichen Literatur klimatische Phänomene einen göttlichen oder dämonischen Ursprung ausdrückten, beschrieben gegenwärtige Texte, die sogenannte Climate Fiction, eher den Untergang des menschlichen Lebens auf eine ganz bedrückende und gleichzeitig faszinierende Weise.
Die existentielle Einsamkeit wird bei Trakl mit dem Wetter ausgedrückt
Eine tragende Rolle spielen klimatische Phänomene auch in den Gedichten des österreichischen Lyrikers Georg Trakl, denn in seiner Literatur werde das Wetter ein Bild dafür, „dass der Mensch in der Welt da draußen sehr wenig wissen kann”, sagt Singh. Und so stehe das Wetter „symbolisch für die existentielle Einsamkeit des Menschen“.
Gedichte und ihre Geschichte „Der Garten des Theophrast“ von Peter Huchel
Die Sonne scheint unbarmherzig heiß und macht den Pflanzen in den Gärten schwer zu schaffen. Der Lyriker Peter Huchel hat 1962 ein Gedicht über einen griechischen Garten geschrieben, der genau so vertrocknet aussieht, wie es Gartenbesitzer bei diesem Wetter befürchten. Allerdings geht es bei Peter Huchel nicht um den Garten, sondern um ihn selbst. Der Lyriker nutzt das Bild des verdorrten Gartens als Symbol für eine eigene Krise. Kerstin Bachtler stellt das Gedicht und seinen Hintergrund vor.
Gedichte und ihre Geschichte „Der Wind“ von Richard Zoozmann
Der September beginnt und damit auch der Herbst, jedenfalls aus der Sicht der Wetterexperten. Denn als meteorologischer Herbstanfang gilt immer der 1. September, während der kalendarische auf den 23. September fällt. Mit dem Einzug des Herbstes ändert sich das Wetter: Die Hitze des Sommers lässt endlich nach, dafür wird der Wind zunehmen und es sind Stürme zu erwarten. Dieses Phänomen ist altbekannt, bekommt aber in der Diskussion um die Auswirkungen des Klimawandels eine ganz neue Aktualität. Vor rund 100 Jahren verfasste der deutsche Lyriker Richard Zoozmann ein Gedicht, das den Wind mit all seinen Eigenschaften beschreibt, die wir heute an ihm mögen, aber auch fürchten. Kerstin Bachtler stellt Richard Zoozmann und sein Gedicht „Der Wind“ vor.