Nur bedingter Live-Charakter
Da kein Publikum im Klagenfurter Veranstaltungssaal dabei sein darf und auch die Autorinnen und Autoren nur per Video zugeschaltet werden, wirke das Festival „doppelt und dreifach anachronistisch“, so Otte. Immerhin gäbe es an verschiedenen Orten in Klagenfurt Videoleinwände, sodass ein kleines Publikum beim „Bewerb“ sozusagen dabei sei.
Fraglich sei natürlich wie im vergangenen Jahr, inwiefern die voraufgezeichneten Lesungen den Wettbewerb verzerrten — es habe schließlich seinen Reiz und seinen Sinn, wenn alle Teilnehmenden auf demselben Stuhl kämen und sich nicht vor malerischer Kulisse inszenieren könnten, so Otte. Pandemiebedingt könne man da aber auch nichts tun.
„Literatur betrifft uns alle“
Grundsätzlich sei es allerdings wichtig, dass das berühmte „Wettlesen am Wörthersee“ auch in der Pandemie veranstaltet werde. „Weil man zeigt, dass Literatur nicht nur in der Nische stattfindet“, glaubt Otte: „Sie betrifft uns alle!“ Das habe auch der ehemalige Juryvorsitzende Hubert Winkels deutlich gemacht, als er das Format in einer Stellungnahme verteidigte.
Winkels, der den Juryvorsitz 2021 an Insa Wilke abgegeben hat, wird die diesjährige Rede zur Literatur halten, mit der traditionell die „Tage der deutschsprachigen Literatur“ eröffnet werden.
Keine klaren Favorit*innen
Unter den Kandidat*innen gebe es dieses Jahr keine echten Favorit*innen. Besonders interessant findet der SWR2 Experte die aus Riesa stammende Heike Geißler.
Ottes Gesamteinschätzung: „Es fällt in diesem Jahr ein bisschen auseinander“. Doch nach Durchsicht der Videos der Bewerber*innen ist er sich auch sicher: „Es gibt zwei oder drei wirklich gute Texte, unter denen dann auch die Preise ausgemacht werden“.
Beim Wettbewerb 2021 nehmen teil: Nava Ebrahimi, Katharina Ferner, Heike Geißler, Verena Gotthardt, Timon Karl Kaleyta, Fritz Krenn, Lukas Maisel, Necati Öziri, Anna Prizkau, Nadine Schneider, Leander Steinkopf, Dana Vowinckel, Julia Weber und Magda Woitzuck.