
Keine seriösen Beweise für die Anschuldigungen
Nach schwerwiegender Kritik von Expert*innen hat sich der Verlag Ambo/Anthos dazu entschieden, die niederländische Ausgabe des umstrittenen Anne-Frank-Buchs der kanadischen Autorin Rosemary Sullivan aus den Regalen zu nehmen. Buchhandlungen sollen vorrätige Exemplare schnellstmöglich zurückschicken. Schon vor Wochen gestand man sich seitens des Verlags Ungenauigkeiten im Buch ein.
Wir möchten noch einmal unsere aufrichtige Entschuldigung bei denen aussprechen, die sich durch den Inhalt des Buches beleidigt gefühlt haben.
Vorausgegangen war dem Verkaufsstopp eine Überprüfung durch ein sechsköpfiges niederländisches Forscherteam um den Historiker Bart Wallet, deren Ergebnisse am Vorabend des Verkaufsstopps vorgestellt wurden. Das Forscherteam kam zum Schluss, dass es „keinerlei seriösen Beweis“ für die Anschuldigungen im Buch gäbe.
In englischer Sprache ist das Buch noch erhältlich
Der niederländische Dokumentarfilmer Thijs Bayens und der pensionierte FBI-Ermittler Vince Pankoke wurden vom Ambo/Anthos Verlag zu Recherchen für das Buch beauftragt. Sie behaupteten zu wissen, wer das Versteck von Anne Frank und ihrer Familie an die Nazis verraten hatte – mit über 80-prozentiger Sicherheit, so die Ermittler. Nun stellten sich ihre Behauptungen als haltlos heraus.
Die englische Ausgabe des Buches, die bereits im Januar erschienen war, ist noch immer im Verkauf, der amerikanische Verlag äußerte sich trotz scharfer Kritik bislang nicht zu den Ereignissen. Die Veröffentlichung der deutschen Ausgabe, die eigentlich am 20. März hätte erscheinen sollen, wurde bereits im Februar auf unbestimmte Zeit verschoben. „Eine eingehende Prüfung des Manuskripts“ sei der Grund für die Verschiebung gewesen – mittlerweile ist die Ankündigung für die deutsche Ausgabe gänzlich verschwunden.
Im Februar diskutierte das SWR2 Forum über das umstrittene Buch:
Der unbewiesene Verrat – Was zeigt der Streit um Anne Frank?