„Ich muss kämpferisch optimistisch sein“, sagt Jonas Schaible angesichts der Szenarien, die durch die Klimakrise drohen. In seinem Sachbuch „Demokratie im Feuer“ beschreibt er die Zukunft Deutschlands in dreißig Jahren eindrücklich: Seit drei Wochen brennt der Wald um Berlin, das Wasser ist sanktioniert, Duschen darf man nur noch alle vier Tage. Immer wieder fällt der Strom aus, die Klimaanlage kommt gegen die Hitzewelle nicht an. Schaible zeigt auf, wie Klimaschutz und Demokratie voneinander abhängen und sich gegenseitig beeinflussen: Denn Demokratie gibt es nur auf einer Erde, die bewohnbar ist.
Alles steht auf dem Spiel
Die Erde, die Freiheit und auch die Demokratie an sich, das alles würde auf dem Spiel stehen, wenn die Politik nicht handelt, so Schaible: „Die Bundesregierung ist zu langsam, so wie alle anderen Staaten zu langsam sind“. Aber genau deshalb müssten wir versuchen, den Kampf gegen den Klimawandel mit demokratischen Mitteln zu beschleunigen. „Das heißt aber nicht, dass Demokratien nicht geeignet wären, das zu tun, das sind sie“, erklärt Schaible im Gespräch mit SWR2.
Tempolimit 130 schränkt Freiheit nicht ein
Den Menschen, die zum Beispiel ein Tempolimit von 130km/hals Eingriff in ihre Freiheit sehen, antwortet er: „Bisher ist es so gewesen, dass in Demokratien alles verhandelbar sein muss und dass man so wenig wie möglich eingeschränkt sein darf. Jetzt aber läuft uns die Zeit davon“. Das bisschen mehr scheinbare Freiheit zur ökologischen Zerstörung, die wir uns jetzt erkaufen, gehe mit viel mehr Zerstörung in Zukunft einher. Damit würden zukünftig mehr Freiheitseinschränkungen drohen: „Notlagen, Katastrophen, Dürren und im Zweifel der Zusammenbruch der liberalen Gesellschaft, wie wir sie kennen“, so Schaible.
Jonas Schaible: Demokratie im Feuer. Warum wir die Freiheit nur bewahren, wenn wir das Klima retten – und umgekehrt
DVA Verlag
304 Seiten kosten 22 Euro