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Ukraine bei der Frankfurter Buchmesse: „Ein eigenes und reichhaltiges Kulturangebot“

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INTERVIEW
Kristine Harthauer

„Kaum ein Stand ist so gut besucht, wie das Messeareal der Ukraine“, berichtet SWR2 Literaturredakteur Carsten Otte von der Frankfurter Buchmesse.

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Zahlreiche Ukrainer*innen aus der Buchbranche seien nach Frankfurt gefahren, um über ihre Arbeit unter den widrigen zuständen des Krieges oder sogar unter "buchfeindlichen Bedingungen“ zu berichten. Sie hätten dabei viel mitgebracht: Sachbücher über die Geschichte der Ukraine, Lyrik und Prosa.

Stand der Ukraine bei der Frankfurter Buchmesse 2022 (Foto: picture-alliance / Reportdienste, picture alliance/dpa | Sebastian Gollnow)
Stand der Ukraine bei der Frankfurter Buchmesse 2022

Ihr Ziel: Ihrer Kultur Sichtbarkeit geben: „Die Ukraine möchte zeigen, dass sie ein eigenes Kulturangebot bietet“, sagt Otte, denn auf der Buchmesse würde deutlich werden: „Der russische Krieg gegen Ukraine ist ein Vernichtungsfeldzug auch gegen ukrainische Kulturschätze."

Literatur Zum Abschluss der 74. Frankfurter Buchmesse

Die Frankfurter Buchmesse kann mit diesem Neustart – nach einer digitalen und einer deutlich begrenzten Ausgabe – eine durchweg positive Bilanz ziehen. Die Friedenspreisrede des ukrainischen Musikers und Schriftstellers Serhij Zhadan war der Höhepunkt der 74. Frankfurter Buchmesse. Und sie war das Gegenteil von dem, was gemeinhin eine Sonntagsrede genannt wird. Die Ansprache war vielmehr eine politisch-literarische Analyse, die mit konkreten Beispielen aufzeigte, wie der Krieg die Sprache verändert, das Sprechen im Alltag genauso wie die literarischen Kunstformen.

Gespräch „Wie ein Popstar auf großer Bühne“ – Selenskij spricht auf der Buchmesse

Die Videobotschaft des Ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenskij hat im restlos belegten Congress Center der Frankfurter Buchmesse umgehend für Stille gesorgt. „Der Auftritt glich dem eines Popstars auf einer großen Bühne“, sagt SWR2-Literaturkritiker Carsten Otte, „er hat das Publikum direkt angesprochen – sie sollen ihre Chance nutzen im Propagandakampf, ihren Einfluss wahr zunehmen. Selenskij sieht die Literaturwelt sozusagen als verbündete Kulturtruppe und so ganz Unrecht hat er damit nicht.“
Den Stand der Ukraine kann man auf der Buchmesse schon von Weitem sehen. „Da blinkt ein großer, tiefroter Leuchtwürfel als Zeichen, dass sich hier ein Land im Kriegszustand befindet. Mit dem Motto „Persistence of Being“ – „Beharrlichkeit des Seins“ will die Ukraine beweisen, dass sie auch kulturell ein eigenständiges Land ist."
Leider sei Russland bis auf wenige Dissidenten gar nicht auf der Messe vertreten. „Ein Dialog zwischen verfeindeten Standpunkten kann so nicht zustande kommen.“

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