Zweimal hat Andreas Teichmann Deutschland durchwandert – einmal quer und einmal längs. Von West nach Ost, von Aachen nach Zittau - und von Süd nach Nord, von Oberstdorf nach Sylt. Reisen, die er in einem Buch in Bild, Text und Gesprächen festgehalten hat: „Durch Deutschland. Zwei Wanderungen in 101 Tagen“ heißt es.
Geplant hatte der renommierte Fotograf und mehrfach ausgezeichnete Fotojournalist dabei nur eines: die Überraschung. Denn er folgte bei seiner Erkundung weder einer genauen Route, noch hatte er vorab Verabredungen mit Menschen getroffen.
„Ich werde oft gefragt: ‚Hast Du das alles durchgeplant‘? NEIN! Und dadurch habe ich Gegenden und Wegstrecken kennen gelernt, die keine klassischen Wanderrouten sind.“
Die Natur, die Städte und die Industrie, auf die Andreas Teichmann traf, seien also spontane Zwischenstationen gewesen, deren Eindrücke er auch fotografisch festhalten wollte, wie er in SWR2 erzählt. Mit einer professionellen Kameraausrüstung und einem Laptop ausgestattet, die allein zwölf Kilo in seinem Rucksack ausmachten – drei Kilo blieben übrig für Kleidung.
Genauso offen wie er sich in die Regionen hineinbegeben hätte, so Andreas Teichmann, sei er auch deren Menschen begegnet und habe sie porträtiert. Besonders wichtig sei ihm das Festhalten des jeweiligen Moments gewesen.
Er habe Einheimische, aber auch Besucher und Touristen getroffen – Menschen aus den verschiedensten Berufsfeldern, von jung bis alt. Und sie hätten sich ihm in den gemeinsamen Gesprächen geöffnet.
„Um eine Region kennenzulernen, ist es extrem wichtig, auch mit den Menschen zu sprechen, die dort verortet sind. Nicht nur der Dialekt und die Diversität, die wir an Sprache im Land haben, sind großartig, sondern auch die Geschichten der Menschen. Darauf wollte ich mich einlassen.“
Viele Begegnungen hätten ihn tief beeindruckt und bewegt, wie er berichtet. Das Wichtigste bei diesen Zusammentreffen sei für ihn das intensive Zuhören gewesen:
„Ganz oft wurde ich von Menschen ernster genommen, weil ich mich zu Fuß durch Deutschland bewegt habe. Das haben viele respektiert und fanden es klasse – und sie haben sich dann wahrscheinlich auch eher auf ein Gespräch eingelassen.“
Seine Reisen hätten ihn verändert, sagt Andreas Teichmann, sein Naturerleben und seine Begegnung mit Menschen. Und auch sein Blick auf Deutschland habe sich gewandelt. Besonders beeindruckt auf seinen Touren habe ihn die Erkenntnis, dass 80 % Deutschlands grün sind. Wald, Wiesen und Ackerflächen seien ihm in den verschiedenen Regionen in einem Umfang begegnet, wie er es zuvor niemals für möglich gehalten hätte. Und das Laufen an sich habe ihn extrem geprägt:
„Wenn man läuft, hat man eine ganz andere Wahrnehmung. Wann ist ein erwachsener Mensch sieben Wochen lang täglich ohne Ausnahme zwölf Stunden draußen unterwegs? Egal bei welchem Wetter. Das war wirklich etwas Archaisches.“
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