Ein Gedicht, das Sie nur einmal in der Stunde lesen können? Ein Essay, das Musik spielt oder Textbausteine, nach denen Sie erst einmal suchen müssen? Solche und andere Experimente mit visueller und digitaler Literatur finden sich im Online-Literatur-Magazin the html review.
Künstlerische Möglichkeiten des Codings
Im Frühjahr ist die zweite Ausgabe des Projekts vom New Yorker Autoren Maxwell Neely-Cohen und der Programmiererin und Künstlerin Shelby Wilson erschienen – und zeigt, welche künstlerischen Möglichkeiten Coding eröffnet.
Auf sechs verschiedene Arten kann man sich die Textbausteine des experimentellen Web-Gedichts „Found Poetry“ von Alicia Guo zusammenklicken und bestätigen. Ein Gedicht, das man beim Lesen erst einmal erschließen muss – und dafür zum aktiven User werden.
Das interaktive Stück ist online, genauer gesagt: im Web-Literatur Magazin the html review.
Digitale Experimente
Maxwell Neely-Cohen ist Autor und Mitbegründer der html review, einer Plattform, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Grenzen traditioneller Literaturformen mithilfe der technologischen Möglichkeiten des Internets auszuloten.
Auf der html Review sammelt er digitale Experimente und visuelle Literatur von Künstlern aus aller Welt. Neben Gamification-Ansätzen, also Inhalten in spielerischer Verpackung, werden Links, die Texte miteinander vernetzt, Töne, Videos oder Animationen, aber auch der geografische Aufenthaltsort der User, zum gestalterischen Mittel.
„Wir veröffentlichen interaktive Poesie, animierte Essays, Texte, die sich eher wie Gärten oder Spielplätze verhalten, als es in einer traditionellen literarischen Form der Fall wäre, und alle möglichen schrägen digitalen Experimente.“
Erinnerungen an das WWW der 90er Jahre werden wach
Die HTML-Rezension ist eine Plattform für technisch virtuose Kreative, die Kunst und Coding miteinander verweben. Die Programmiersprachen CSS und HTML sind für sie künstlerisches Material, um sich im Internet kreativ auszudrücken.
Die reduzierten Elemente in RGB-Farben aus denen the html review besteht, erinnern an das World Wide Web der späten 90ern und 00er Jahre: An die Zeit, in denen die Macher das Internet kennengelernt haben.
Eine von ihnen ist die Programmiererin und Künstlerin Shelby Wilson, die das Projekt 2022 gemeinsam mit Maxwell Neely-Cohen ins Leben gerufen hat. Das Duo kuratiert die digitalen Literatur-Inhalte für die jährlich erscheinenden Ausgaben.
„Das Internet ist auch ein Ort der Verbundenheit und das sieht man in allen Arbeiten. Einige der Stücke stehen im Dialog miteinander. Die Ideen der Mitwirkenden durchdringen sich auf eine Art, und das nicht unbedingt geplant, was wirklich interessant ist.“
Schon jetzt trudeln zahlreiche Konzepte für die nächsten Ausgaben der html review bei Shelby und Maxwell ein. Schließlich werden auch die technischen Möglichkeiten nur zahlreicher. Der Plan für die Zukunft ist: einfach Weitermachen.
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