Literatur ist weniger öffentlich sichtbar als Kunstwerke
Dass im Zusammenhang von Provenienzforschung mehr über Kunst und weniger über Literatur diskutiert werde, habe damit zu tun, dass die Literatur weniger öffentlich sichtbar sei im großen Raum, sagt die Direktorin des Literaturarchivs, Sandra Richter, in SWR2: „Es gibt sicherlich einiges, aber nichts was derart die Aufmerksamkeit auf sich ziehen könnte wie die Benin-Bronzen, die auch materiell ein großes Gut darstellen." Dennoch seien Fragen danach, wie zum Beispiel Goethe eine Klopstock-Handschrift erhalten habe, durchaus interessant.
Beispiel einer Bibliothek des jüdischen Juristen Ludwig Töpfer
Politisch-moralisch aufgeladen würden die Fragen nach der Provenienz von Literatur, wenn es sich etwa um Bücher handele, die aus jüdischem Besitz kämen, sagt Richter. Als Beispiel nennt sie die Bibliothek des jüdischen Juristen Ludwig Töpfer. Dieser habe 1932 aus Nazi-Deutschland fliehen und seine Sammlung unter Wert „losschlagen" müssen. Diese sei schließlich restituiert worden und ein Teil der Töpfer-Bibliothek befinde sich jetzt in Marbach.
Wo kommt ein Buch her?
Ganz praktisch versuche ihr Archiv kontinuierlich am" Umgang mit Provenienzen zu arbeiten, betont Sandra Richter. "Wir versuchen, den neuen Katalog so zu entwickeln, dass er auch Provenienzen abbilden kann. ,Das ist, jenseits des Politischen, ein interessanter Forschungsgegenstand." ,Dabei gehe es darum, Fragen zu beantworten wie: Wo kommt ein Buch her? Wo kommen Handschriften her? ,,Aber die Dinge sind noch im Werden", so Sandra Richter gegenüber SWR2.