Literatur

Der Schriftsteller und Büchner-Preisträger Friedrich Christian Delius ist gestorben

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Der Büchner-Preisträger Friedrich Christian Delius ist tot. Delius sei am 30. Mai im Alter von 79 Jahren in Berlin gestorben, teilte der Rowohlt-Verlag mit.

Ein kritischer Beobachter

Rowohlt-Berlin-Verleger Gunnar Schmidt, der auch der Lektor von Delius war, erklärte, dieser habe „als Zeitgenosse geschrieben, als wacher Beobachter, aus dem Fluss der Dinge heraus – dicht an der Gegenwart, dicht am Leben.“

Delius war 2011 mit dem Georg-Büchner-Preis ausgezeichnet worden, dem angesehensten deutschen Literaturpreis. Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung begründete dies damals damit, dass Delius als „kritischer, findiger und erfinderischer Beobachter“ in seinen Romanen und Erzählungen die Geschichte der deutschen Bewusstseinslagen im 20. Jahrhundert erzählt habe – „von der Vorgeschichte der NS-Zeit über die Zeit der Teilung bis in die unmittelbare Gegenwart“.

Polarisierend und nah am Zeitgeschehen

Delius kam im Februar 1943 in Rom zur Welt und wuchs in Hessen auf. Mit 18 Jahren veröffentlichte er erste Gedichte, mit 21 Jahren stieß er zur Gruppe 47, der bekanntesten westdeutschen Vereinigung von Schriftstellern. Die Romane und Erzählungen von Delius wurden in mehr als zwanzig Sprachen übersetzt.

Immer wieder eckte Delius mit seinen Veröffentlichungen auch an. So zog der Siemens-Konzern gegen seine 1972 erschienene Dokumentarsatire „Unsere Siemens-Welt“ vor Gericht.

Der Schriftsteller verarbeitete mit seinen Titeln immer wieder aktuelle Geschehen. So etwa mit „Der Sonntag, an dem ich Weltmeister wurde“ den deutschen Sieg bei der Fußballweltmeisterschaft 1954 oder mit seiner „Deutscher Herbst“-Trilogie den RAF-Terrorismus.

Buchkritik Friedrich Christian Delius - Wenn die Chinesen Rügen kaufen, dann denkt an mich

Auch die Klügsten sind vor der Wutbürgerei nicht gefeit. Im neuen Roman des Schriftstellers Friedrich Christian Delius rechnet ein entlassener Redakteur mit der deutschen Politik ab. Starke Meinungen, schwache Literatur.
Rezension von Wolfgang Schneider.

Roman
Rowohlt Berlin Verlag
ISBN 978-3737100762
256 Seiten
20 Euro

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