Zum Tod des israelischen Schriftstellers

Amos Oz: Autor und Friedensstifter

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Interview mit Christian Gampert

Amos Oz war der vielleicht wichtigste Chronist Israels. In Werk und Leben des im Alter von 79 Jahren verstorbenen Schriftstellers spiegele sich die gesamte israelische Geschichte, so SWR2-Literaturkritiker Christian Gampert in einer persönlichen Würdigung. Das gelte insbesondere für den Willen des Autors zu Friede und Verständigung.

Amos Oz - Wandel der Geschichte und der Persönlichkeit

Mit seinem autobiografischen Roman "Eine Geschichte von Liebe und Finsternis" habe Amos Oz die gesamte Geschichte Israels aufgespannt, der Vormandatszeit, der Staatsgründung und der Konflikte mit den arabischen Nachbarn, so Christian Gampert.

Glaubwürdig habe Amos Oz dabei insbesondere geschildert, wie auch er selbst sich im Laufe dieser Zeit gewandelt habe, von einem Juden, der die Araber gehasst und Steine auf die englischen Kolonialverwalter geworfen habe, zu einem kompromissbereiten Versöhner und Friedensstifter.

"Wenn ich nach Deutschland komme, dann schlafe ich schlecht"

Als Heimatloser - denn so habe sich Amos Oz empfunden - habe er seine eigentliche Heimat schließlich in der Literatur gefunden, meint Christian Gampert. So habe Amos Oz schließlich auch die deutsche Literatur für sich wiederentdeckt.

Wenn er nach Deutschland komme, dann schlafe er schlecht - so zitiert Gampert einen Ausspruch des Schriftstellers während seiner Vorlesungen bei der Tübinger Poetik-Dozentur. Die deutsche Literatur jedoch habe ihm viel über das Leben beigebracht.

Amos Oz: ein realistischer Friedensstifter

Als Anhänger und wichtige Stimme der israelischen Friedensbewegung habe Amos Oz keine naiven Überzeugungen gehegt. Verständigung und Kompromisse mit den Palästinensern habe er realistisch als unverzichtbaren Teil der israelischen Sicherheit begriffen.

Wenig andere Menschen hätten so in sich geruht wie Amos Oz, meint Christian Gampert. Spontaneität und Humor hätten ihn ausgezeichnet. "Ich weiß niemanden, den man sich zum Vorbild nehmen könnte, wenn nicht ihn."

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SWR