Die aktuell erscheinenden wichtigen Sachbücher werden in SWR2 besprochen, vor allem aus den Themenbereichen Geschichte, Sozialwissenschaften, Psychologie, Erziehung und Bildung.
Buchkritik Peter Longerich – Die Sportpalast-Rede 1943. Goebbels und der »totale Krieg«
Der Historiker Peter Longerich dokumentiert und kommentiert Goebbels' Sportpalast-Rede vom Februar 1943 nach der Tonaufnahme, inklusive Zwischenrufen und Stimmungen aus dem Publikum. So wird das Zusammenspiel zwischen Redner und Auditorium deutlich.
Rezension von Stefan Berkholz.
Siedler Verlag, 208 Seiten, 24 Euro
ISBN 978-3-8275-0171-4
Buchkritik Georgiana Banita – Phantombilder. Die Polizei und der verdächtige Fremde
Was die Politik vor sich herschiebt, hat Georgiana Banita zumindest angestoßen: Sie hat zahlreiche Fälle von tödlicher Polizeigewalt gegen Nicht-Weiße in den USA und in Deutschland untersucht. Ihr Fazit: Die Lage verschärft sich stetig, und Reformen wären dringend nötig.
Rezension von Eva Karnofsky.
Edition Nautilus, 480 Seiten, 24 Euro
ISBN 978-3-96054-257-5
Buchkritik David Graeber – Piraten. Auf der Suche nach der wahren Freiheit
Waren Piraten tatsächlich nicht nur Helden der Freiheit, sondern sogar so etwas wie Vorreiter der europäischen Aufklärung? Der anarchistische Anthropologe David Graeber sucht in seinem letzten Buch nach Antworten.
Rezension von Stefan Berkholz.
Aus dem Englischen von Werner Roller
Klett-Cotta Verlag, 256 Seiten, 24 Euro
ISBN 978-3-608-98719-5
Gespräch Alexander Bätz – Nero. Wahnsinn und Wirklichkeit
Der römische Kaiser Nero gilt als der schlimmste Schurke auf dem römischen Herrscherthron. Die Morde an Mutter, Bruder und Gattinnen gaben auch Anlass genug für ein schlechtes Image. Trotzdem war Nero mit den Taten nicht alleine – und anscheinend war er beim Volk beliebter als bei der Publizistik seiner Zeit. Der Historiker Alexander Bätz untersucht, wie es zum wüsten Bild des populistischen Künstlerkaisers kam.
Alexander Wasner im Gespräch mit Alexander Bätz.
Rowohlt Verlag, 576 Seiten, 34 Euro
ISBN 978-3-498-00686-0
Buchkritik Elisabeth Badinter – Macht und Ohnmacht einer Mutter. Kaiserin Maria Theresia und ihre Kinder
In Frankreich und Deutschland gilt Elisabeth Badinter als prominente Feministin und Kämpferin für eine Veränderung des traditionellen Rollenbildes von Frauen: Statt sich auf ihre Rolle als Mutter zu konzentrieren, gelte es vielmehr, sich zunächst als durch eine nicht zuletzt durch berufliche Tätigkeit eigenständige Person zu definieren. In ihrem jüngsten Buch über die österreichische Kaiserin Maria Theresia betont sie indes, wie wichtig dieser mächtigen Politikerin des 18. Jahrhunderts das Wohlergehen ihrer Kinder war.
Rezension von Clemens Klünemann.
Zsolnay Verlag, 205 Seiten, 26 Euro
ISBN 978-3-552-07344-9
Buchkritik Lone Frank – Liebe. Vom Höchsten der Gefühle
Was geschieht mit der Liebe, wenn sie das geliebte Objekt verliert, weil jemand stirbt? Lone Frank geht in ihrem Buch dem wahrscheinlich am häufigsten trivialisierten und zugleich mystifizierten Begriff nach: der Liebe. Sie nimmt uns dabei mit in die Welt der Wissenschaft aber auch in ihre eigene Lebenswelt. Sie versucht zu verstehen, was Liebe ist, und erkundet sie auf dem Feld von Familien, Freundschaft und Partnerschaft. Wer wir sind, stellt sich heraus, hängt zum großen Teil davon ab, wie wir lieben.
Rezension von Sandra Hoffmann.
Aus dem Dänischen von Kerstin Schöps
Kein & Aber Verlag, 270 Seiten, 25 Euro
ISBN 978-3-0369-5889-7
Buchkritik Yannick Haan – Enterbt uns doch endlich! Wie das Erben meine Generation zerreißt
Deutschland ist eines der ungleichsten Länder in Europa. Die Schere zwischen Arm und Reich klafft immer weiter auseinander. Das hängt u.a. mit der höchst ungerechten Verteilung von Vermögen und mit dem System des Erbens zusammen. | Rezension von Peter B. Schumann | Trabanten Verlag, 185 Seiten, 18 Euro | ISBN 978-3-98697-010-9
Buchkritik Volker Reinhardt – Montaigne. Philosophie in Zeiten des Krieges
Michel de Montaigne schrieb seine berühmten Essays in unheilvoller Zeit. Religionskriege stürzen Frankreich im 16. Jahrhundert in eine Periode der Selbstzerfleischung. Der Historiker Volker Reinhardt zeigt in seiner Biografie überzeugend, wie Montaigne mit seinen Essays auf eine allumfassende Unsicherheit antwortet und gegen Gewalt und Grausamkeit anschreibt.
Rezension von Holger Heimann.
C.H. Beck Verlag, 330 Seiten, 29,90 Euro
ISBN 978-3-406-79741-5
Buchkritik Claudia Kemfert – Schockwellen. Letzte Chance für sichere Energien und Frieden
Claudia Kemfert, Professorin für Energieökonomie und Leiterin der DIW Abteilung Energie, Verkehr, Umwelt ist eine gefragte Energieökonomin, die unter anderem die Bundesregierung und die EU berät. Seit langem erforscht sie die Bedingungen der Energiewende, beklagt jetzt vehement die politischen Verzögerungen, warnt vor dem weiteren Gebrauch fossiler Brennstoffe. Ihr neues Buch ist eine Abrechnung mit der deutschen Energiepolitik der letzten beiden Jahrzehnte.
Rezension von Johannes Kaiser.
Campus Verlag, 311 Seiten, 26 Euro
ISBN 978-3-593-51696-7