Literatur

„Noch wach?“ von Stuckrad-Barre: Mehr als ein Springer-Schlüsselroman

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Philine Sauvageot

Literarisch sei das lang erwartete Buch „Noch wach?“ lohnend: „Mündlich geschrieben, im typischen Stucki-Sound“ so SWR2 Literatur-Chef Frank Hertweck.

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Der Journalismus kam dem Roman zuvor

Lange war das neue Buch von Benjamin von Stuckrad-Barre erwartet worden – auch, weil sich viele einen Schlüsselroman über die Vorgänge um Matthias Döpfner, Julian Reichelt und den umstrittenen Missbrauch von Macht im Springer-Verlag erwartet hatten. Ist „Noch wach“ also ein Schlüsselroman?

„Dem Roman wurde in den letzten Wochen ein bisschen die Butter vom Brot genommen durch den Journalismus“, erklärt SWR2-Literaturchef Frank Hertweck. Denn zum Beispiel dadurch, dass die Wochenzeitung „Die Zeit“ schon vergangene Woche Chat-Nachrichten Döpfners veröffentlich hatte, seien die Leserinnen und Leser ohnehin schon im Bilde gewesen.

Ausführliche Buchkritik:

Frauen als starke Persönlichkeiten, nicht als Opfer

Hertweck findet Stuckrad-Barre habe in „Noch wach“ einen Roman in zwei Teilen geschrieben, zum einen geht es um das Ende einer Freundschaft zwischen dem Erzähler und einem Fernseh-Chef, der an Döpfner erinnert.

Der zweite Teil des Buches besteht aus dem #MeToo-Teil, in dem es um die Rolle der Frauen geht, die in einem Medienunternehmen ausgenutzt und gedemütigt werden. „Die ganze Problematik dieser MeToo-Bewegung wird deutlich“, so Hertweck. Gleichzeitig beschreibe Stuckrad-Barre die Frauen als starke Persönlichkeiten, nicht als Opfer.

Kulturmedienschau Fiktion oder Enthüllung? Stuckrad-Barres Sensationsroman „Noch wach?“ | 20.4.2023

Angesichts des neuen Romans vom Bestseller-Autor Benjamin Stuckrad-Barre „Noch wach?“ überschlägt das Feuilleton sich mit Aufmerksamkeit. Mit einer Auflage von 160.000 Exemplaren ist „Noch wach?“ gestartet und gilt als Schlüsselroman der deutschen #Metoo-Affäre in der BILD-Redaktion unter dem ehemaligen Chefredakteur Julian Reichelt gehandelt und gilt auch als Enthüllungswerk über den Springer-Verleger Mathias Döpfner.

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Kulturmedienschau Schlüsselroman „Noch wach?“ von Benjamin von Stuckrad-Barre und das Museum des 20. Jahrhunderts in Berlin. | 19.4.2023

Seit Wochen sind die Medien ganz aufgeregt, dass das neue Buch von Benjamin von Stuckrad-Barre möglicherweise ein Schlüsselroman sein könnte, der eventuell den Springer-Konzern erschüttert. „In diesem Buch könnte alles stehen!“, titelt Übermedien.
450 Millionen Euro soll das Museum des 20. Jahrhunderts mit einem ursprünglich transparenten Dach kosten. Als klimaschädlich und viel zu teuer stufte der Bundesrechnungshof das Haus ein, ein Mahnmal für das fossile Zeitalter nannte es das Umweltbundesamt. Die Neuplanung gefällt jedoch wenigen Kritikern.

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Kulturmedienschau Benjamin von Stuckrad-Barres „Noch wach?“ dominiert die Medien| 21.4.2023

Benjamin von Stuckrad-Barres neuer Roman dominiert weiterhin im Blätterwald. Ist „Noch wach?“ ein Schlüsselroman? Und wenn ja, spricht das gegen seine literarische Qualität? Nur das Feuilleton der Süddeutschen Zeitung scheint für den Moment über das Thema hinweg, und kümmert sich stattdessen um die Fake-Band AISIS.

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Buchkritik Benjamin von Stuckrad-Barre und Martin Suter – Alle sind so ernst geworden

Der preisgekrönte Schweizer Autor Martin Suter und das enfant terrible der deutschen Literaturszene Benjamin von Stuckrad-Barre reden über Badehosen, Glitzer und LSD. Klug, unbefangen und unterhaltsam.
Rezension von Helen Roth.
Diogenes Verlag, 272 Seiten, 22 Euro
ISBN: 978-3-257-07154-2

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