Es sei aber an der Zeit sich zu überlegen, wie manche Erzähltechniken auf das menschliche Stammhirn wirkten, etwa die Schilderung ungeklärter Situationen. Es gelte, aus dieser Falle herauszukommen, meint Bärfuss, weniger Zeit mit dem Blick auf Bildschirme zu verbringen - das sei aber schwierig: „Weil wir fürchten, nicht mehr zu dieser kommunikativen Bruderschaft zu gehören“.
Ebenso fragwürdig findet Bärfuss Literatur, die sich exzessiv der erlebten Rede als Stilmittel bedient. So zu schreiben entspricht nicht mehr der Wirklichkeit: „Die ist eine gebrochene und ungeheuer vielstimmige. Zu erzählen in diesen Brüchen und Fragmenten wäre sehr angebracht“. Sein Urteil über die Gegenwartsliteratur fällt verheerend aus: „Da herrscht in weiten Teilen ein ziemlich großer Biedermeier.“
Lukas Bärfuss ist Schriftsteller, Bühnenautor, Dramaturg und Regisseur. Er ist Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. 2019 erhielt Bärfuss für seine Dramen, Romane und Essays den Georg-Büchner-Preis.