Der Philosoph Markus Gabriel stellt in seinem neuen Buch das geläufige Menschen- und Naturbild infrage. Im Gespräch mit SWR2 bezeichnet der Professor an der Uni Bonn den Menschen als das einzige Tier des Universums: „Er ist das Lebewesen, das tut, was es tut im Lichte einer Vorstellung von sich selbst“, sagt er.
Der Mensch als unterjochendes Lebewesen
Indem der Mensch ein Bild von sich selbst besitze, habe er auch eine Vorstellung seiner eigenen Animalität. Erst seit der Aufklärung begreife sich der Mensch als Teil der Natur – und unterjoche damit alles unter seine Vorstellungen.
„Seit der Mensch glaubt, er gehört zur Natur, zerstört er sie.“
Eine neue Ethik der Bescheidenheit als Schlüssel?
„Deshalb haben wir in der Moderne angefangen, Zoos zu bauen und Tiere dort einzusperren und sie damit auszusperren aus unserer Lebenswelt. Wir haben Technik und Wissenschaft entwickelt“. Im Grund sei das aber ein „gigantischer Akt der Selbstzerstörung“. Gabriel fordert: „Den gilt es zu ersetzen“.
Stattdessen müssten wir in den derzeitigen Krisen zu einer neuen Ethik der Bescheidenheit finden. „Wir müssen lernen, bescheiden zu sein“, glaubt Gabriel und begründet dies so: „Wir wissen bei über 95 Prozent des Universums nicht, woraus es besteht“.
Seine These lautet: „Wir versuchen immer nur, durch Technik und Naturwissenschaft, alles zu beherrschen. Das ist aber das Problem, nicht die Lösung.“
Markus Gabriel ist Jahrgang 1980. Er lehrt seit 2009 Erkenntnistheorie und Philosophie der Neuzeit an der Universität Bonn.
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