Autorinnen und Autoren aus Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz: Ihre Lesungen, Gespräche und poetischen Betrachtungen sind Thema im SWR2 Lesezeichen.
Literatur Eine Liebeserklärung an die Kunst – Heinrich Steinfests neuer Roman „Sprung ins Leere“
Der Autor Heinrich Steinfest hat als junger Mann viele Stunden in den Museen seiner Heimatstadt Wien verbracht. Denn damals wollte der Schriftsteller noch Maler werden. Und so spielt sein neuer Roman „Sprung ins Leere“ auch über weite Strecken in Museen. Seine Hauptfigur, Klara Ingold, ist eine Museumsaufseherin, die eine ganz besondere Beziehung zu Gemälden hat. Als der Nachlass ihrer Großmutter auftaucht, die Künstlerin war und in den 1950er Jahren plötzlich verschwand, begibt sie sich auf die Suche nach ihr.
Eine spannende Abenteuerreise, die Klara Ingold bis nach Japan führt. Heinrich Steinfest sagt, er lasse sich gerne von seinen Figuren überraschen und sieht sich eher als ihr Chronist und Begleiter, weniger als ihr Erfinder. In seinen Romanen erschafft er immer wieder ein Paralleluniversum, voller skurriler Begebenheiten und Figuren. In „Sprung ins Leere“ tauchen neben den echten Gemälden auch immer wieder erfundene Werke fiktiver Künstlerpersönlichkeiten auf. Aber Heinrich Steinfest beschreibt sie alle mit so viel Liebe zum Detail, dass man meint, sie vor Augen zu haben. Ein Roman über drei Generationen von außergewöhnlichen Frauen und über die Verführungskraft von Kunst.
Literatur Mit vollem Rucksack – Der Mainzer Stadtschreiber Alois Hotschnig verabschiedet sich
Der österreichische Schriftsteller Alois Hotschnig hat ein volles Mainz-Jahr hinter sich, im wahrsten Sinn des Wortes: Ein Jahr voller Begegnungen mit Menschen und ihren Lebensgeschichten. Einige davon hat er in seinem Dokumentarfilm „Nach den Kriegen – Eine Spurensuche am Rhein“ verarbeitet. Vieles wird sich jedoch erst nach und nach zeigen, in den Geschichten, die er schreiben wird. Zurück nach Innsbruck fährt er jedenfalls mit einem Rucksack voller Möglichkeiten.
Literatur Der große Schwindel – Patrick van Odijks Kunstkrimi „Der falsche Vermeer“
Han van Meegeren gilt als einer der genialsten Kunstfälscher des 20. Jahrhunderts. Kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs steht der Amsterdamer Maler, Restaurator und Künstler wegen „Feindbegünstigung“ vor Gericht, weil er ein Gemälde Vermeers an NS-Reichsmarschall Hermann Göring verkauft hat. Eine Fälschung, wie er im Laufe des Prozesses gesteht. Autor Patrick van Odijk, selbst ein großer Vermeer-Liebhaber, hat vor dem Hintergrund dieses realen Kunstskandals einen spannenden, kenntnisreichen Roman gestrickt.
Literatur „Das Geräusch der Stillleben" - Stories voller Rätsel von Guy Helminger
Unerklärliche Phänomene, Verzerrungen von Zeit und Raum und die menschlichen Abgründe, die die Wahrnehmung von Wirklichkeit bestimmen: Guy Helmingers aktueller Erzählband „Das Geräusch der Stillleben" lässt die Leser in dreiundzwanzig Kurzgeschichten staunen, zweifeln und ihre scheinbar stabile Umwelt hinterfragen. Guy Helminger ist ein luxemburgischer Schriftsteller, der für seine Prosa, Lyrik und Theaterstücke bereits mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet wurde.
Literatur Tijan Sila über sein erstes Kinderbuch „Lila Leuchtfeuer“ – Mechanikerin für magische Gegenstände
Auf dem Planeten Erd-Apfel lebt die Magichanikerin Lila Leuchtfeuer: Die junge Magierin repariert magische Gegenstände wie kaputte Hexenbesen oder Zauberkessel. Der Autor Tijan Sila und seine Frau Lena Schneider haben im Lockdown angefangen, ihr erstes Kinderbuch zu schreiben. Der erste Band „Lila Leuchtfeuer - Geh nicht nach Nimmeruh!“ ist der Auftakt für eine neue Kinderbuchreihe, die mit einer mutigen, erfinderischen Heldin und einer witzigen Sprache begeistert.
Literatur Eine wertvolle (Wieder-)Entdeckung: „Honoré de Balzacs Universum“ von Jürgen Glocker
Der französische Schriftsteller Honoré de Balzac hat mit seiner „menschlichen Komödie“ ein gigantisches Werk hinterlassen. Mehr als 90 Romane und Erzählungen umfasst diese „menschliche Komödie“, die einen sehr genauen Blick auf die Gesellschaft des 19. Jahrhunderts wirft. Der Waldshuter Literaturwissenschaftler Jürgen Glocker hat diesen Kosmos und auch das in jeder Beziehung exzessive Leben dieses Schriftstellers sehr detailreich eingefangen. Ein Buch, das Lust macht, Balzac (wieder) zu entdecken.
Literatur Spannendes Mittelalter-Epos: „König der Turniere“ von Juliane Stadler
Frankreich im Jahr 1181: Ritter Erec wird mit seinen Turnierfreunden in die Mannschaft des Königs Henri aufgenommen – ein Traum wird für ihn wahr. Doch dann wird Erec in eine Intrige gegen den König hineingezogen, die nicht nur ihn, sondern auch seine heimliche Geliebte in größte Gefahr bringt. Er könnte helfen alles aufzudecken, aber wer glaubt schon einem einfachen Ritter? Spannend und unterhaltsam erzählt Juliane Stadler vom Leben im Hochmittelalter zwischen skrupellosem Machtstreben und wahrer Ritterlichkeit.
Literatur „A wie Ada“ – Dilek Güngörs fabelhaftes Erinnerungsbüchlein
In ihrem neuen Roman blättert die Journalistin und Autorin Dilek Güngör verschiedenste Episoden ihrer Heldin Ada auf: ein Kind türkischer Eltern, die im Schwäbischen ein neues Kapitel für sich aufgeschlagen haben. Die Augenblicksaufnahmen reichen von Kindergarten und Schulfreundschaften über Studium bis zur eigenen Familiengründung. Eine kluge Tiefenbohrung - treffend, warmherzig und humorvoll erzählt.
Literatur Inspiriert durch Gangsterfilme: „Cheyenne“ von Daniel Borgeldt
Mit seinem zweiten Roman „Cheyenne“ hat der Mainzer Autor Daniel Borgeldt eine Coming-of-Age-Geschichte geschrieben, die sich als Krimi-Noir präsentiert. Der Ich-Erzählerin Cheyenne sollten die Leserinnen und Leser besser nicht trauen. Denn in ihre Erinnerungen schleichen sich immer wieder Szenen aus bekannten Gangsterfilmen ein.
Literatur Krimikomödie mit Tiefgang: „Der sonderbare Fall der Rosi Brucker“ von Tina Seel
September 1975. Die Tochter des südpfälzischen Winzers Otto Brucker verschwindet und er macht sich erstmal nur Sorgen, was die Nachbarn denken könnten. Tina Seels neuer Roman ist packender Krimi und Persiflage auf das Dorfleben zugleich.
Literatur Krimi aus Mainz: „Ein Mord – drei Tote“
Autor Ingo Bartsch verpflanzt seine Hauptfigur, den Ermittler Adam Götzki, von Berlin nach Mainz. Dort angekommen hadert Götzki nicht nur mit lokalen Spezialitäten und einer ihm fremden Mundart: Der Mord an einer Influencerin ist nicht so schnell aufgeklärt, wie es seine Vorgesetzten aus fadenscheinigen Gründen gerne hätten.
Lesezeichen Das Fremde begrüßen - der Schweizer Übersetzer und Lyriker Ralph Dutli aus Heidelberg
„Traduttore traditore“ - „Wer übersetzt ist ein Verräter.“ Das ist eine italienische Redewendung, die der Heidelberger Schriftsteller und Übersetzer Ralph Dutli gerne zitiert. Allerdings nur, um ihr dann ganz entschieden zu widersprechen. Wenn er Texte aus dem Russischen, Okzitanischen oder Altfranzösischen übersetzt, denn es geht ihm darum, dem Fremden entgegenzugehen, es zu begrüßen und es herüberzuretten in die eigene Sprache.
Literatur Im Pandemischen Sturm — „Weiße Kreidekreuze“ von Sarah Beicht
Janine Richter ist Mitte 30, Katzenliebhaberin und Inhaberin eines Bestattungsunternehmens. Tag ein Tag aus begleitet sie Trauergäste, kümmert sich um die Versorgung der Leichen und hält den Laden am Laufen. Bis sie sich fast selbst verliert. Die Autorin Sarah Beicht hat sich für ihre Novelle intensiv mit der Bestattungspraxis in Deutschland auseinandergesetzt. Einem Thema, das gerne verdrängt oder tabuisiert wird.
Lesezeichen Die Geliebte des Räubers - von Natalie Hallward
In Natalie Hallwards historischem Roman „Die Geliebte des Räubers“ entfaltet sich eine romantisch leidenschaftliche Liebesgeschichte inmitten der gewaltvollen Umbrüche Anfang des 19. Jahrhunderts. Die junge Lisbeth hat es nicht leicht. Seit Räuber ihren Vater töten und den Hof der Familie niederbrannten, kümmert sie sich allein um ihre kranke Mutter. Hallwards Protagonistin lässt sich davon aber nicht unterkriegen. Ganz im Gegenteil ist sie stolz auf ihre Selbstständigkeit und nimmt die Herausforderungen des Lebens mutig an.
Anfang des 19. Jahrhunderts treiben in Deutschland und besonders auch in der Nähe von Koblenz viele Räuberbanden ihr Unwesen. Schon mit einem Mann im Haus ist das Leben in der damaligen Zeit gefährlich, aber ohne! Quasi aus dem Nichts taucht der geheimnisvolle Johann im Dorf auf. Lisbeths Interesse ist sofort geweckt. Auch wenn der neue Dorfgendarm keine Silbe über seine Vergangenheit verliert.
Literatur „Tunnel“ – der sehr gelungene Debütroman von Grit Krüger
Empathisch und mit großem Respekt für ihre Figuren erzählt die Ettlinger Autorin Grit Krüger davon, was es bedeutet, in Armut zu leben. In „Tunnel“ geht es um eine alleinerziehende Mutter, die mit ihrer Tochter in ein Altersheim umzieht, um dort zu überwintern. Aus vier verschiedenen Perspektiven mit einem jeweils ganz eigenen Sound umkreist Grit Krüger ein schwieriges Thema so meisterhaft, dass sie in Stuttgart für Ihren Debutroman mit dem Anna-Haag-Preis ausgezeichnet wird.
Literatur „Talmäander“ von Lena Frings
„Talmäander“ ist Teil der Reihe European Essays on Nature and Landscape, die im KJM Verlag erschienen sind. In jedem Essay beschäftigen sich die Autor*innen mit einer Landschaftsform. Die Schriftstellerin und Journalistin Lena Frings wuchs im Ahrtal auf, studierte Philosophie in Hamburg und lebt heute in Hamburg und Mainz. Frings erzählt in ihrem Essay von den verschlungenen Pfaden der Ahr und der Bedeutung, die der mäandrierende Fluss für sie als Kind hatte. Außerdem untersucht sie die Ursachen der Flutkatastrophe und geht der Frage nach, wie Mensch und Landschaft miteinander verwoben sind.
Literatur Wertvolle Erinnerungsarbeit: Gisela Hack-Molitors neuer Band über die jüdische Schriftstellerin Lotte Paepcke
Obwohl Lotte Paepcke den Aufbau der jungen Bundesrepublik als engagierte Zeitzeugin, Reporterin und Schriftstellerin kritisch begleitet hat, ist ihre Stimme verblasst. Die 1910 in Freiburg geborene Jüdin hat den Holocaust zunächst aufgrund ihrer „privilegierten Mischehe“, später versteckt in einem Kloster überlebt. In ihren Büchern hat sie das Schicksal ihrer Familie, die Verfolgung durch die Nationalsozialisten dokumentiert. Sicher fühlte sie sich im Nachkriegsdeutschland nie.
Literatur „Raupenfell“ - Debütroman der Autorin Tamara Štajner
Tamara Štajner ist Musikerin und Schriftstellerin. Die gebürtige Slowenin studierte in Wien und promoviert derzeit an der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz im Fach Musiktheorie. Im Verlag „Wunderhorn“ erschien bereits der Gedichtband „Schlupflöcher“ und nun ihr aktueller Roman „Raupenfell“.
In „Raupenfell“ greift Štajner Themen wie Schwangerschaft und Gewalt gegen Frauen auf und verwebt sie mit Erfahrungen von Fremdheit und Migration. Ihre Protagonistinnen bewegen sich zwischen verschiedenen Kulturen und Herkünften, zwischen Abhängigkeit und Selbstbestimmung.
Literatur Bücher als Sammelobjekt – „New Adult“ auf den Stuttgarter Buchwochen
Im Teenie-Alter noch Leseratte, doch wenn es ernst wird und junge Menschen in den Beruf oder ins Studium starten, bleibt das Buch oft auf der Strecke. Das „New Adult“ Genre füllt diese Lücke mit lockerer, aber auch ernster Unterhaltungslektüre. Wegen ihrer aufwändigen Gestaltungen würden oft zwei Exemplare gekauft, meint Tom Erben: „Das eine zum Lesen, das andere zum Ins-Regal-Stellen“. Unter dem Motto „Bücher können was“ präsentieren sich die Stuttgarter Buchwochen vom 16.11. – 3.12. mit prominenten Gästen und neuen Thementagen.
Gedichte und ihre Geschichte „An den Ufern meiner Stadt“ - Späte Gedichte von Peter Härtling
Am 13. November wäre der Schriftsteller Peter Härtling 90 Jahre alt geworden. Aus diesem Anlass hat der Härtling-Kenner Klaus Siblewski jetzt im Verlag Kiepenheuer & Witsch zwei neue Bücher veröffentlicht: Eine Biographie und eine umfangreiche Sammlung mit späten Gedichten. Der knapp 500 Seiten starke Band trägt den Titel „An den Ufern meiner Stadt“. Darin finden sich alle lyrischen Texte, die Peter Härtling ab dem Jahr 2000 bis zu seinem Tod 2017 geschrieben hat. Darunter sind auch Gedichte, die bisher noch nie veröffentlicht wurden.
Literatur Ein gefährliches Szenario - „Dreizehnfurcht“ von Wieland Freund
Seine krankhafte Angst vor der Zahl 13 treibt den jungen Moritz Bang fast in den Wahnsinn. So ist er froh, einen Job als Haushüter in einem heruntergekommenen, leerstehenden Gästehaus am Rande von Berlin zu finden. Dort gerät er unvermittelt in einen unbekannten 13. Bezirk der Stadt, eine Parallelwelt, die jeglichen technischen Fortschritt verdammt und sich für die Rückständigkeit entschieden hat. „Dreizehnfurcht“ ist eine klug getarnte, knallharte Gesellschaftsstudie und beschreibt ein bedrückendes, ein gefährliches Szenario - denn es geht um gefährlich viel Weltanschauung.