Autorinnen und Autoren aus Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz: Ihre Lesungen, Gespräche und poetischen Betrachtungen sind Thema im SWR2 Lesezeichen.
Literatur Lurchi, Kommissar Bienzle und Laugenbrezel - Autor Rainer Moritz über die „Heldinnen und Helden des Südwestens“
Der Leiter des Hamburger Literaturhauses Rainer Moritz kommt aus Heilbronn und ist mit seiner Heimat noch immer eng verbunden. Zu den Stars seiner Kindheit zählen nicht nur „Äffle & Pferdle“, sondern auch der Herr aller Gesangschöre Gotthilf Fischer oder auch der Fußballphilosoph Sepp Herberger. Der Südwesten schmeckt für ihn natürlich nach Laugenbrezel und Spätzle. Doch Capri-Sonne und Caro-Kaffee gehören auch dazu. Ihnen allen hat er mit seinem neuen Buch „Heldinnen und Helden des Südwestens. Mit 52 Ikonen durch das Jahr“ ein kleines Denkmal gesetzt.
Literatur „Paradise Garden“ - Die Mainzer Autorin Elena Fischer und ihr Debütroman
Elena Fischer aus Mainz beschreibt in „Paradise Garden“, wie man trotz prekärer Verhältnisse in Würde und Schönheit leben kann. Die 14jährige Billie verliert ihre Mutter, begibt sich auf Vatersuche und entdeckt auf einem Roadtrip an die Nordsee das Schreiben für sich. Elena Fischer steht mit ihrem Debüt auf der Longlist für den Deutschen Buchpreis.
Literatur | Gespräch „Weil da war etwas im Wasser“ - der Debutroman von Luca Kieser
Der in Tübingen geborene Autor Luca Kieser lotet in seinem Roman ein „Untier“ aus: Er beschreibt das Leben aus der Sicht eines Riesenkalmars, aus der Perspektive seiner acht Fangarme, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Ein gewagtes, sehr gelungenes Experiment, das völlig zu Recht für die Longlist zum Deutschen Buchpreis nominiert wurde. An den Tintenfischen so faszinierend findet Luca Kieser ihre Andersartigkeit. „Davon können wir auch was lernen“, meint er im SWR2 Lesezeichen.
Literatur Erfrischend anders: „Die Spur der Aale“ von Florian Wacker
War der Tod des Zollfahnders Lars Matthissen nur ein tragischer Unfall oder ein eiskalter Mord? Als die Staatsanwältin Greta Vogelgesang an den Tatort gerufen wird und seine Leiche sieht, klemmt sie sich dahinter und ermittelt selbst. Dabei stößt sie auf Matthissens letzten Fall: Ein internationales Schmugglernetzwerk für Glasaale, das über den Frankfurter Flughafen die Ware vertreibt. Bald erfährt Vogelsang wie viel diese kleinen Fische wert sind und tut alles, um den Schmugglern das Handwerk zu legen. Eine ungewöhnliche Kriminalgeschichte mit spannenden Figuren, die der Frankfurter Autor Florian Wacker geschrieben hat - und der gelungene Auftakt einer Reihe, in der auch künftig die Staatsanwältin in die Rolle der Ermittlerin schlüpft.
Literatur Katrin Seglitz, „Dorthin gehen, wo die Parallelen sich schneiden“ – Resonanzen auf Texte der Gruppe 47
Vor 60 Jahren haben sich im Hotel Kleber Post in Saulgau auf Einladung Werner Richters Autorinnen und Autoren getroffen, um ihre Texte vorzustellen. Nach 1963 traf sich die Gruppe 47 ein zweites Mal 1977 in der ehemaligen Poststation. Anlässlich des Jubiläums hat die Ravensburger Schriftstellerin Katrin Seglitz Kolleginnen und Kollegen gebeten, auf einen Text aus der Gruppe 47 mit einem eigenen Text zu reagieren. Spannende Antworten und interessante Paarungen sind so zustande gekommen, wenn zum Beispiel Nora Gomringer auf Günter Grass reagiert oder Thommy Baier auf Otl Aicher.
Literatur Die Vielschreiberin Petra Schier – Historisches, Hundegeschichten und Liebesromane aus der Eifel
Sie schreibt unter verschiedenen Namen jede Menge Unterschiedliches. In ihrer Bibliografie finden sich Titel wie „Die Eifelgräfin“, „Vier Pfoten unterm Weihnachtsbaum“, „Sport und Mord gesellt sich gern“ oder „Der gläserne Schrein“. Noch komplizierter wird die Sache, wenn man weiß, dass Petra Schier einige ihrer Buchserien verlagsunabhängig und unter einem Pseudonym veröffentlicht. Auf ihrer Homepage und auch bei social media ist Petra Schier ebenfalls sehr umtriebig und wird zum Beispiel von einem Rezensenten-Team aus BuchbloggerInnen unterstützt. Welche Strategie steckt hinter dieser Vielseitigkeit? Wie schafft Petra Schier es den Überblick zu behalten und trotzdem eine so produktive Schreiberin zu bleiben? Sina Weinhold stellt uns die Schriftstellerin vor.
Literatur Briefe der Brüder Grimm - eine Neuerwerbung der Badischen Landesbibliothek
Bei einer Auktion in Berlin konnte die Landesbibliothek in Karlsruhe mehrere, sehr begehrte Schreiben aus dem Nachlass der Familie Droste-Hülshoff ersteigern. Dabei handelt es sich um Briefe der Brüder Grimm, in denen sie neben fachlichen Themen auch sehr private Töne anschlagen. Eine keineswegs alltägliche Korrespondenz, die von Vertrauen und Wertschätzung zeugt.
Literatur Kaleidoskop der Eifel in den 60ern: Der Roman „Zaunkönigszeit“ von Pitt Elben
Das fiktive Dorf Zaunheim ist hier die eigentliche Hauptfigur, zusammengesetzt aus den Geschichten von dreizehn Charakteren. Autor Pitt Elben erzählt vom Pfarrer und seiner Haushälterin, vom kleinen Siggi und von der Lehrerin, von der geplanten Eingemeindung, der neuen Autobahn und von einem mysteriösen Schilfbrand. So entsteht ein lebendiges, facettenreiches Bild von vergangenen Zeiten, die bis heute nachwirken.
Literatur „Punk statt Putin – Gegenkultur in Russland", Norma Schneider
Die Frankfurter Autorin Norma Schneider interessiert sich schon lange für regimekritische Musiker und Künstlerinnen in Russland. Als sie begann, ein Buch darüber zu schreiben, war der Angriff auf die Ukraine noch undenkbar. In „Punk statt Putin“ wird deutlich, wie gravierend sich die Lage für kritische Kulturschaffende in Russland seit Kriegsbeginn verschärft hat.
Literatur „Ein Bilderbuch ist eine ganz große Kunst“ – Die Kinder- und Jugendbuchautorin Barbara Rose aus der Region Stuttgart
Seit mehr als 30 Jahren schreibt sich die Erfinderin von Feen- und Geisterschulen erfolgreich von einer Kinderbuchreihe zur nächsten. Den Mut zum Schreiben hat ihr vor langer Zeit der Sams-Vater Paul Maar gegeben. Mit der Fantasie-Geschichte „Whisperworld“ landete sie im vergangenen Jahr auf der Spiegel Bestsellerliste für Kinderbücher. Barbara Rose, die in der Nähe von Stuttgart lebt, macht zugleich die Erfahrung, dass ihre Arbeit oft unterschätzt wird. Auch hätten die Kinder keine Lobby. Die „sind immer an der untersten Stufe bei allem, was wichtig ist.“
Literatur Caroline Wahl: „Mich nerven Bücher über Millennials in Berlin“
Seit Wochen steht ihr Debütroman auf der SPIEGEl-Bestsellerliste und ihr Sommer und Herbst sind eng getaktet mit Lesungen in ganz Deutschland: Caroline Wahl. Sie hat mit „22 Bahnen“ den Debütroman des Jahres vorgelegt. Die 28-Jährige ist in Mainz geboren und in einer Kleinstadt bei Heidelberg aufgewachsen. Auch in ihrem Roman spielt eine namenlose Kleinstadt eine wichtige Rolle. Dort leben die beiden Schwestern Tilda und Ida mit ihrer alkoholkranken Mutter. Im Gegensatz zu vielen anderen Autor*innen ihres Alters betreibt Caroline Wahl weder eine literarische Nabelschau noch siedelt sie ihren Roman in einer hippen Großstadt an. Warum sie das nicht interessiert, erzählt sie Kristine Harthauer vor ihrer Lesung in Karlsruhe.
Literatur Frankensteins Mutter - der Roman „Mary & Claire“ von Markus Orths
Bis heute gilt „Frankenstein“ als Inbegriff des Schauerromans, oft verfilmt und adaptiert. 1818 erschien die Erzählung zunächst anonym. Erst später wurde bekannt, dass eine junge Frau - Mary Shelley - das Buch geschrieben hat. Ein Skandal! Dass eine Frau einen Horror-Roman schreiben konnte – und dazu noch so einen erfolgreichen! – passte nicht in das damalige Weltbild. Die Verkaufszahlen brachen erst einmal ein. Inzwischen wurden Mary Shelleys Leben und ihr übriges Werk intensiv aufgearbeitet. Der Schriftsteller Markus Orths hat nun einen Roman geschrieben, der das abenteuerliche Leben dieser außergewöhnlichen Autorin nachzeichnet.
Literatur „Tönende Tiere. Die Musik heimischer Stimmwunder" von Dominik Eulberg, und Matthias Garff
Dominik Eulberg, Techno-DJ und Ökologe aus dem Westerwald, stellt 50 heimische Tiere und ihre Stimmen in einem neuen Buch vor. Für „Tönende Tiere" hat er zu jeder natürlichen Tierstimme einen Synthesizer-Klang kreiert. Die Sounds lassen sich per QR-Code abrufen. Illustriert ist das Buch mit Matthias Garffs Tierskulpturen aus Sperrmüll. Ein Hinhörer und Hingucker!
Literatur „Letzte Wege in die Freiheit. Sechs Pfadfinderinnen im Widerstand gegen den Nationalsozialismus“, Thomas Seiterich (Hirzel Verlag)
Die Weiße Rose ist eine der bekanntesten Widerstandsgruppen in Deutschland. Mit großer Entschlossenheit traten auch im Elsass junge Menschen der NS-Diktatur entgegen. Zwei Jahre lang brachten sechs Pfadfinderinnen Flüchtlinge, Regimegegner, Jüdinnen und Juden unter Einsatz ihres Lebens in Sicherheit. 500 Menschen konnten auf gefährlichem Weg über die Berge gerettet werden. Der Ulmer Autor Thomas Seiterich hat dieses unerschrockene Engagement mit seinem sehr verdienstvollen Band „Letzte Wege in die Freiheit“ sichtbar gemacht.
Literatur Zeitreise: „Léon Saint Clairs Abschied von der Unendlichkeit“ von Gabriele Weingartner
Léon Saint Clair weiß selbst nicht, warum, aber er stirbt nicht. Schon gut 230 Jahre ist er auf dieser Erde unterwegs, hat halb Europa durchquert und ist schließlich in der Schweiz, in Chur, gelandet. Dort arbeitet er in einem Atelier für Herrenmaßanzüge und erfährt allerhand über die Kunst des Schneiderns, aber auch über Literatur und Kunst - zusammen mit seinen Erinnerungen ergibt sich ein breites Panorama. Wie schon im Vorgängerroman „Léon Saint Clairs zeitlose Unruhe“ erzählt Gabriele Weingartner eine lehrreiche, aber nie belehrende Geschichte über Einsamkeit, Erinnerungen und die Angst vor der Vergänglichkeit.
Literatur Ein neuer Auftritt für ein altes Märchen: „Das kalte Herz“ von Wilhelm Hauff
Der Freiburger 8 Grad Verlag hat die Erzählung vom armen Köhlerjungen, der sein Herz für die Aussicht auf Geld und Ruhm eingetauscht hat, neu herausgegeben. Die Ausgabe besticht durch eine liebevolle, ästhetisch gelungene Aufmachung, durch ausdrucksvolle Illustrationen und Seiten, die sich auseinanderfalten lassen. Ein Band für ein erwachsenes Publikum mit „viel Respekt vor der Tiefe des Erzählten“.
Literatur Die Sprachlosigkeit überwinden: Der Familienroman „Saubere Zeiten“ von Andreas Wunn
In der Familiengeschichte von ZDF-Journalist Andreas Wunn gab es ein dunkles Kapitel, über das man nicht gerne sprach: Die Unternehmenspleite des Großvaters in den fünfziger Jahren. Dieses Ereignis hat Andreas Wunn dazu inspiriert, einen Familienroman zu schreiben, der von den dreißiger Jahren bis in die Gegenwart reicht. In dem Buch deckt der Protagonist ein Familiengeheimnis auf. Eine spannende Lektüre, schnörkellos und temporeich geschrieben.
Literatur Geschichten aus der alten Heimat - „Josip“ von Tom Vuk
Mit seinem Romandebüt hat sich der Waiblinger Kulturamtsleiter Tom Vuk auf Spurensuche begeben. Er hat die Geschichte seines Vaters erfunden, der Anfang der 1960er Jahre als sogenannter Gastarbeiter aus Kroatien nach Deutschland kam. Er wollte nie erzählen über seinen Vater, der einen totalen Schnitt und damit seine Wurzeln gekappt habe, sagt Tom Vuk.
Literatur Perfekte Freibadlektüre: Arno Franks „Seemann vom Siebener"
Kinder schreien, Jugendliche lungern um den Sprungturm, es riecht nach Chlor, frischen Pommes und Sonnenmilch. Mit „Seemann vom Siebener“ hat Arno Frank dem westdeutschen Provinz-Freibad ein literarisches Denkmal gesetzt. Ideale Lektüre für auf der Liegewiese verbummelte Sommertage. Der Erscheinungstermin zu Beginn der Freibadsaison ist sicher kein Zufall.
Literatur Annäherung an einen unbekannten Vater : „Heinrich“ von Susanne Fritz
Eine große Karriere hat er gemacht, ist Architekt und Unternehmer geworden – „Heinrich“, die Figur aus dem neuen Roman der Freiburger Autorin Susanne Fritz. Sie beschreibt darin die Geschichte eines Mannes - ehrgeizig, rastlos, zugleich sehr bescheiden - der eines auf keinen Fall will: nämlich an seine Kindheit und Jugend erinnert zu werden. Ein grandioser Roman, der keine einfachen Deutungen zulässt.
Literatur Antisemitismus im Alltag - Der Roman „Ich bin Jude“ von Reiner Engelmann
Diese Geschichte habe er nicht erfunden, sagt Autor Reiner Engelmann, sie habe ihn gefunden. Entstanden ist sie aus vielen Gesprächen, die er mit Jüdinnen und Juden geführt hat. In seinem spannenden Roman „Ich bin Jude“ erzählt er von Simon, der an seiner Schule gemobbt wird, weil er Jude ist. Reiner Engelmann ist davon überzeugt, dass heutiger Antisemitismus vom Schweigen über die Zeit des Nationalsozialismus genährt wird. Daher ist es ihm so wichtig davon zu erzählen, nach dem Motto: Erinnern für die Zukunft. In seinem Roman gelingt es ihm, ein ernstes Thema mit einer gewissen Leichtigkeit zu behandeln und unsere Gesellschaftsstrukturen kritisch zu hinterfragen.