Wörterbuch geplant

Mannheimer Institut für Deutsche Sprache zählt mehr als 2.500 neue Corona-Wörter

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Maskenpflicht-Schild in Mainz (Foto: picture-alliance / Reportdienste, Foto: Sebastian Gollnow)
Maskenpflicht: „Vorschrift zum Tragen eines Nasen-Mund-Schutzes o.Ä. in Ladengeschäften, öffentlichen Verkehrsmitteln usw. zur Eindämmung einer Infektionskrankheit“, als neues Coronawort im April 2020 erfasst Foto: Sebastian Gollnow

Von Abendlockdown bis Zweitimpfung: Corona hat die deutsche Sprache verändert. Das Mannheimer Leibniz-Institut für Deutsche Sprache (IDS) hat am 23. Februar ein Verzeichnis mit rund 2.500 neuen Bedeutungen, Wörtern und Wendungen rund um die Pandemie veröffentlicht. Sie erzählen von Entwicklungen und Erfahrungen in der Coronazeit seit April 2020 und dem Entstehen eines neuen Wortschatzes in der Coronapandemie.

„Hierzu zählen zahlreiche im Deutschen gebildete Wörter (z.B. Distanzbier) sowie aus dem Englischen entlehnte Wörter (z.B. Containment). Zu anderen Wörtern, die bereits vor der Pandemie verwendet wurden, sind neue Bedeutungen entstanden (z.B. Exit), neben solchen aus bestimmten Fachsprachen (z.B. Social Distancing) gibt es solche, die außerhalb von Fachkontexten entstanden sind (z.B. Coronaparty).“

Alles neu: Wörter und Wortverbindungen

Entstanden sind neue Substantive, Adjektive und Verben. Als Beispiel nennt das Institut etwa maskenmüde und vorbeiatmen, aber auch feste Fügungen wie vereinfachte Krankschreibung. Das Leibniz-Institut plant ein eigenes Coronawörterbuch, das alle Einträge nach den Verwendungszusammenhängen gruppiert und beschreibt. Außerdem soll es eine Zuordnung der Wörter zu den zeitlichen Phasen der Pandemie geben.

Gespräch Von Abstandsgebot bis Zoomfatigue – Wie Krisenzeiten die Sprache verändern

Die Lexikographin und Expertin für Neologismen Annette Klosa-Kückelhaus erforscht am Leibnitz-Institut für Deutsche Sprache den Wortschatz der Coronazeit.

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Aula Neue Studie - Heidrun Kämper zeigt, wie die AfD die Politiksprache verändert hat

125 Plenarprotokolle der laufenden Legislaturperiode bis Juli 2020 hat Heidrun Kämper im Auftrag von SWR und Deutschlandfunk untersucht. Jetzt liegen die Ergebnisse vor.

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Gespräch Sprache als Werkzeugkasten begreifen: Leibniz-Institut für Deutsche Sprache wirbt für mehr Toleranz beim Gendern

„Ich finde, es sollte jede Person selbst darüber entscheiden, ob sie gendergerechte Sprache verwendet oder nicht“, sagt Carolin Müller-Spitzer, Projektleiterin „Empirische Genderlinguistik“ am Leibniz-Institut für Deutsche Sprache in Mannheim.
Sie plädiert für mehr Toleranz in der aufgeheizten Debatte um den Genderstern: „Es ist ein Irrglaube zu meinen, man müsste sich jetzt immer auf eine Strategie einigen. Auch fast alle konstruktiven Leitfäden sagen, mixen Sie die Strategien. ,,Man müsse sich klarmachen, was man sagen wolle, so Müller-Spitzer. Meistens wolle man die Assoziation dafür schaffen, dass man nicht nur Männer meine, sondern eine gemischte Gruppe im Sinn habe: Es reicht durchaus, am Anfang den Genderstern zu nehmen und dann abzuwechseln. Das ist nicht schlimm, sondern das zeigt die Kreativität und den Werkzeugkasten, den wir zur Verfügung haben.“
Der Streit ums Gendern werde unproduktiv geführt, so Müller-Spitzer. Oft werde dabei nicht der aktuelle Forschungsstand widergespiegelt: „Es gab auch schon einen offenen Brief in der Zeitschrift „Holschuld und Lehre, wo über siebzig amtierende Professor*innen der Germanistischen Linguistik deutlich gesagt haben, es entspreche dem linguistischen Forschungsstand, dass man das generische Maskulinum in Frage stellt.“ Es könne nicht nur eine kleine Gruppe von Linguisten und Linguistinnen für sich in Anspruch nehmen, was die Position der Sprachwissenschaft sei.

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