
Der Baukeramiker Andreas Benrath hat Sten Nadolnys Erfolgsroman „Die Entdeckung der Langsamkeit" in ein Monument aus gebranntem Ton verwandelt. In gut zweijähriger Arbeit übertrug Benrath die Geschichte um den während einer Expedition gestorbenen britischen Polarforscher John Franklin (1786-1847) in seiner Werkstatt in Buggingen im Schwarzwald auf Tonplatten. Ein Exemplar davon hängt in Berlin bei Nadolny, der am 29. Juli 80 Jahre alt wird.
Handwerker gehören in die Kategorie der Langsamkeit
Benrath begann Ende 2016 damit, das Buch Buchstabe um Buchstabe in Ton zu übertragen und die Tafeln zu brennen. „Die Entdeckung der Langsamkeit“ habe er bis dahin bestimmt fünf oder sechs Mal gelesen. Das Thema habe ihn fasziniert. „Ich habe immer etwas damit gehadert, dass ich recht lang gebraucht habe, etwas zu lernen.“ Im Roman werde die Handwerkerzunft der Kategorie der Langsamkeit zugeordnet. Das gefiel Benrath.
Ein Roman in 1470 Keramikplatten
Gut zwei Jahre lang fertigte der Keramiker jeden Morgen vor Arbeitsbeginn zwei Platten. Mit Widmungen und Korrekturen lagern nun 1470 Platten in fünf Kisten in seiner Werkstatt, zusammen knapp fünf Tonnen schwer. Was damit passiert, ist noch unklar. Vielleicht wird er den als Fläche 170 Quadratmeter großen Roman als Belag für eine begehbare Überdachung nutzen. Aber auch für mögliche Alternativen ist Benrath offen.
Vom Bachmann-Preis zum Bestseller-Roman
Mit einem Kapitel aus „Die Entdeckung der Langsamkeit" gewann Nadolny 1980 den renommierten Ingeborg-Bachmann-Preis. Der drei Jahre später erschienene Roman ist nach Verlagsangaben inzwischen allein im deutschsprachigen Raum rund 1,8 Millionen Mal verkauft und zudem in 30 Sprachen übersetzt worden.