Buchhandel

Lesepartner für Kinder- und Jugendliteratur: Gütesiegel für Buchhandlungen in Baden-Württemberg

Stand

Regal mit Kinderbüchern (Foto: picture-alliance / Reportdienste, Carmen Jaspersen)
Eine Buchhandlung sollte für Kinder laut Jury idealerweise ein Ort für literarische Impulse sein.

Für ihre besonderen Angebote für Kinder und Jugendliche sind in Baden-Württemberg 25 Buchhandlungen ausgezeichnet worden. Sie würden sich in außerordentlicher Weise für die Lese- und Sprachkompetenz von Kindern und Jugendlichen einsetzen, erklärte die Jury bei der Preisverleihung am 2. Mai in Stuttgart. Die Buchhändlerinnen und Buchhändler seien wichtige Impulsgeber für Lehrer und Eltern.

 „Mit viel Engagement und Ideenreichtum vermitteln die Buchhandlungen neben Spaß und Leseerlebnissen Kreativität, Fantasie und Meinungsvielfalt, mit denen unsere Kinder und Jugendlichen die Gesellschaft reicher machen.“

Gütesiegel für zwei Jahre

Das Gütesiegel „Ausgezeichneter Lesepartner für Kinder- und Jugendliteratur“ wird alle zwei Jahre vom Land Baden-Württemberg und dem Börsenverein des Deutschen Buchhandels vergeben. Es kann als Empfehlung für die besondere Kompetenz von den Buchhandlungen verwendet werden.

Leseaktionen für ukrainische Kinder

Lobend erwähnt wurden von der Jury kreative Literaturveranstaltungen für junge Leser, Formate zur Leseförderung sowie das Ansprechen von aktuellen Themen wie dem Ukraine-Krieg. Aktionen habe es auch für ukrainische Kinder gegeben. Das Siegel ging unter anderem an Buchhandlungen in Baden-Baden, Bad Mergentheim, Karlsruhe, Marbach, Nagold, Rottweil und Waldkirch. Die Preisverleihung fand in der Stuttgarter Buchhandlung „Buchstäbchen“ statt.

Gesellschaft Bibi, Tina und Co. – Von Hexen im Kinderzimmer-Bücherregal

Hexen im Märchen sind nichts für Feiglinge. Und böse Hexen sind auch ein Phänomen, das heutzutage kaum mehr Platz in der Kinderliteratur hat. Hexen von heute sind lieb, süß und zauberhaft statt gruselig.

SWR2 Matinee SWR2

Zum Internationalen Kinderbuchtag Von Glücksdrachen und Schatzsuchen: Diese Kinderbuch-Klassiker machen heute noch Spaß

Einige Kinderbücher stehen derzeit heftig in der Kritik. Doch viele Klassiker haben nichts an ihrer Faszination eingebüßt. Zum Kinderbuchtag haben wir ein paar Lesetipps.

Überarbeitete Kinderbücher Gelassenheit statt Kulturkampf: Die Debatte um Änderungen in Roald Dahls Büchern

Die Bearbeitung von Kinderbüchern von Roald Dahl hat einen heftigen Streit um Zensur ausgelöst. Aber handelt es sich wirklich um Zensur? Oder vielleicht eher um den zeitgemäßen Versuch, diese Texte von Stereotypen und Diskriminierung zu befreien? Der Literaturwissenschaftler Johannes Franzen von der Universität Siegen hat sich mit Roald Dahls Büchern beschäftigt und rät zu Gelassenheit.
Roald Dahl ist bekannt und auch geliebt für seinen schwarzen Humor und die Gemeinheiten in seinen Geschichten. Auch Kinder lieben ihn dafür. Wenn nun in aktuellen Bearbeitungen Begriffe, die verletzend wahrgenommen werden, verändert werden, mag das diesen Charakter der Bücher Dahls schmälern. Nicht aber die Inhalte und Stories so verändern, dass sie nicht wiedererkennbar wären, meint Johannes Franzen. Die Notwendigkeit oder zumindest das Interesse an den Anpassungen sieht der Literaturwissenschaftler auch ganz pragmatisch. Etwa auf Seiten der Erbengemeinschaft von Roald Dahl, deren Anliegen es gerade in Hinblick auf den Verkauf von Rechten ist, dass die Bücher zeitgemäß bleiben.
Kinderbücher als besondere Fall in der Debatte
Für das Genre „Kinderbuch“ ist die Frage um Adaptionen und Aktualisierung besonders spezifisch. Einerseits, so Franzen, ist Kindern die philologische Integrität von Büchern relativ egal. Sie wollen gute Geschichten lesen. Andererseits sind Kinder zugleich schutzloser, können Dinge nicht so einfach kontextualisieren. Das wäre die Aufgabe der Eltern, denen oft die Kapazitäten und vielleicht auch die Lust dazu fehlen. Adaptionen und Veränderungen, die ja auch für andere Stoffe längst üblich sind, kennt man deshalb schon lange.
Tradition der Adaption
Auch für die Stoffe von Roald Dahl gibt es diese Adaptionen schon länger. Angesichts der kritikwürdigen Person Dahl – er war offener Antisemit – kein Wunder. Zugleich, so Franzen, könnte man auch die Frage stellen, warum Bücher, in denen es so explizit auch immer wieder um das Bestrafen und Auslagen geht, tatsächlich noch Relevanz haben sollten. Aber das ist ein Prozess, der gesellschaftlich verhandelt werden muss. Was Dahl betrifft, faszinieren viele Leser seine Figuren und Geschichten bis heute.
Gelassenheit statt Kulturkampf
Die von Salman Rushdie nun ausgelöste heftige Debatte führt Johannes Franzen eher auf eine Politisierung des Umgangs mit Literatur zurück. Schon Dahl selbst hat unter Einfluss von Verlegern und seinem Umfeld seine Figuren und Geschichten verändert und bearbeitet. Im Streit jetzt geht es leider weniger um eine differenzierte Betrachtung von Literatur und ihrer Rezeption, sondern um die Vereinnahmung dieses Falls in die Debatte um linke und linksliberale Cancel-Culture.

SWR2 Kultur aktuell SWR2

Stand
AUTOR/IN
SWR