Die Schwarz-Weiß Zeichnungen sind auf das Wesentliche reduziert
Eine Flucht gigantischer Hochhäuser, Supermarkt, Kiosk und Videoladen – viel mehr hat Berlin Gropiusstadt den Jugendlichen nicht zu bieten. Sehr klar, sehr reduziert auf das Wesentliche sind die Schwarz-Weiß Zeichnungen von Oljanna Haus, von denen Felix Lobrecht noch immer total begeistert ist.
Felix Lobrecht: „Also ich finde es total abgefahren, wie akkurat Oljanna das gezeichnet hat. Sie kommt ja selber nicht aus Berlin, sondern aus dem Gegenteil von der Gropiusstadt, nämlich vom Bodensee. Und ich finde es total abgefahren, Orte aus meiner Jugend gemalt zu sehen. Das ist wirklich on Point.“

Brutale Dialoge und ein Kreislauf aus Kiffen, Trinken und Revierkämpfen
Die Dialoge, die in der Romanversion von „Sonne und Beton“ ohnehin schon einen Großteil der Handlung einnehmen, wirken in der Graphic Novel noch einmal brutaler. Gnadenlos zoomt Oljanna Haus ihre Figuren ganz nah heran und wirft damit ein grelles Schlaglicht auf ihre Verletzlichkeit, ihre Wut, auf die Aussichtslosigkeit, den Kreislauf aus Kiffen, Trinken und Revierkämpfen zwischen verschiedensten Gruppen, zu durchbrechen, die Betonburgen hinter sich zu lassen.
„Broken“ nennt das Felix Lobrecht, der sich nur zu gut an seine Jugend in Gropiusstadt erinnern kann. Im Internet war der Comedian ganz zufällig über Oljannas Zeichnungen gestolpert, die ihre Ideen auf Twitter hochlud: „Ich hatte das Hörbuch gehört, hatte dann irgendwie Bilder im Kopf, habe angefangen zu zeichnen eine Seite, habe die dann auf Twitter hochgeladen. Dann kam die Idee von Felix, dass wir daraus eine Graphic Novel machen.“
Der Protagonist wird als Einziger in Farbe dargestellt
Über Google Maps hat sich Oljanna Haus einen groben Überblick über die Orte verschafft, Skizzen entworfen, ehe sie sich dann selbst auf den Weg vom heimeligen Bodensee ins soziale Brennpunktviertel „Gropiusstadt“ gemacht hat. „Ich bin mit dem Auto durchgefahren und per Zufall kam das Lied „Light my fire“ von den Doors, das auch im Buch eine große Rolle spielt.“
Light my fire – ein Song, der dazu auffordert, Grenzen zu überschreiten, alle Hemmungen beiseitezuschieben. Die Jungs um Lukas, der als einziger stets mit rotem Sweatshirt markiert wird, hoffen durch einen schnellen Einbruch endlich zu Kohle und überhaupt mal zu irgendetwas zu kommen.

Nette Gags und viel Kreativität
Oljanna Haus versteht es, mit viel Kreativität die langen Dialoge in dieser Geschichte einzufangen, im Bild zu variieren und immer mal wieder ein paar nette Gags, Eastereggs, wie sie sagt, einzubauen.
Die Graphic Novel, hofft Comedian Felix Lobrecht, wird die Jugendlichen sicher noch mehr begeistern als das Buch: „Und es wird ja auch in Schulen viel gelesen auch auf der Hauptschule von Schülern, die sonst nicht lesen, die gar nichts mit literarischem zu tun haben. Das scheint einen Nerv getroffen zu haben und das freut mich.“