Die wichtigen Neuerscheinungen der internationalen Literatur, die in deutschen Übersetzungen erscheinen, werden in SWR2 in Buchbesprechungen kritisch vorgestellt.
Buchkritik Louis-Ferdinand Céline – Krieg
Antisemitischer Hetzer, rassistischer Wüterich, Kollaborateur mit den Nazis, unbelehrbar nach dem Krieg – das alles verbindet man mit dem französischen Schriftsteller Louis-Ferdinand Céline, aber auch: einer der großen französischen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts, einer der die französische Literatursprache erweitert und revolutioniert hat. Vor wenigen Jahren hat man verloren geglaubte Manuskripte wieder gefunden: Eine Sensation. Darunter: „Krieg“.
Aus dem Französischen von Hinrich Schmidt-Henkel
Rowohlt Verlag, 192 Seiten, 24 Euro
ISBN 978-3-498-00356-2
Buchkritik Emma Cline – Die Einladung
Für schöne junge Frauen findet sich bei den Superreichen auf Long Island immer eine Beschäftigung. Aber wehe, sie verscherzen es sich mit ihrem Sugar Daddy. Dann erfolgt die Vertreibung aus dem Paradies. Wie es danach weitergeht, beschreibt Emma Cline in ihrem topaktuellen Roman „Die Einladung".
Rezension von Eberhard Falcke.
Aus dem Englischen von Monika Baark
Hanser Verlag, 320 Seiten, 26 Euro
ISBN 978-3-446-27757-1
Buchkritik Susan Choi – Vertrauensübung
Wer erzählt eine Geschichte? Wem können wir glauben? In Susan Chois Roman „Vertrauensübung“ stellen sich auf raffinierte Weise die Erinnerungen gegenseitig in Frage: eine Geschichte über Machtmissbrauch und unangemessene Intimität an einer amerikanischen Eliteschule für darstellende Künste.
Rezension von Oliver Pfohlmann.
Aus dem Englischen von Tanja Handels und Katharina Martl
Kjona Verlag, 352 Seiten, 25 Euro
ISBN 978-3-910372-11-5
Buchkritik Amélie Nothomb – Der belgische Konsul
Im Jahr 1964 wäre Patrick Nothomb im Kongo beinah erschossen worden. Darüber hat der Diplomat mit „Dans Stanleyville" (1993) selbst ein Buch geschrieben. Inzwischen ist er verstorben, und seine Tochter, die belgische Erfolgsautorin Amélie Nothomb, füllt die Leerstellen. In der Romanbiografie „Der belgische Konsul" erzählt sie, was ihr Vater in seinen Memoiren ausgespart hat. Sensibel, klar und unerwartet heiter.
Rezension von Jérôme Jaminet.
Aus dem Französischen von Brigitte Große
Diogenes Verlag, 144 Seiten, 23 Euro
ISBN 978-3-257-07231-0
Buchkritik Erin Flanagan – Dunkelzeit
Eine Teenagerin verschwindet aus einer Kleinstadt in Nebraska, die Bewohner sind sich schnell einig, dass der geistig beeinträchtigte Hal etwas damit zu tun hat. Nur die starrsinnige Alma ist bereit, Hal bis aufs Letzte zu verteidigen.
Erin Flanagans Debütroman „Dunkelzeit“ nimmt ein Verbrechen als Anlass, um über das Leben in einer amerikanischen Kleinstadt zu erzählen – und fügt gerade so viele Spannungselemente hinzu, dass das Buch noch als Kriminalroman durchgehen kann.
Rezension von Sonja Hartl.
Aus dem Englischen von Cornelius Hartz und Stefanie Kremer
Atrium Verlag, 362 Seiten, 25 Euro
ISBN 978-3-85535-145-9
Gespräch Erik Fosnes Hansen – Tyskland på 200 sider (Deutschland auf 200 Seiten)
Da sind die bewunderten deutschen Dichter wie Goethe oder Heine, und dann sind da absurd fehlgeplante Großprojekte wie der Berliner Flughafen und das Unvermögen, das Land endlich gescheit zu digitalisieren. Der Norwegische Schriftsteller Erik Fosnen Hansen blickt in seinem neuen, gerade in Norwegen erschienen Buch von Norden auf Deutschland, mit liebevollem, manchmal aber auch befremdeten Blick.
Anja Höfer im Gespräch mit Erik Fosnes Hansen.
Kagge Verlag, 200 Seiten, 429 NOK
ISBN 9788248929376
Gespräch Auf den Spuren der „Edda" in Island
Die „Edda" aus dem 13. Jahrhundert gilt als wichtigste Textsammlung für nordische Götter- und Mythenerzählungen. In Island kann man sich - in einer spektakulären literarischen Landschaft - auf die Spuren der Edda begeben. Ein Reisebericht.
Anja Höfer im Gespräch mit Wolfgang Hörner (Galiani Verlag Berlin).
Buchkritik Annie Ernaux – Die leeren Schränke
Der Debütroman der späteren Literaturnobelpreisträgerin Annie Ernaux enthält bereits die großen Themen ihres späteren Werks, allen voran den harten Aufstieg aus einfachen Verhältnissen in die bürgerlich-intellektuelle Welt und das Zerrissensein zwischen den Klassen. Ein Schlüsselroman für das Verständnis von Annie Ernaux’ Werk, hart, aber absolut lesenswert.
Rezension von Susanne von Schenck (Übernahme vom SR).
Aus dem Französischen von Sonja Finck
Suhrkamp Verlag, 218 Seiten, 23 Euro
ISBN 978-3-518-22549-3
Buchkritik Sarah Moss – Sommerwasser
Sie alle wollen Sonne. Doch stattdessen gibt’s Dauerregen. Die urlaubenden Paare und Familien in einer schottischen Feriensiedlung geraten bald schon an ihre Belastungsgrenzen. In ihrem neuen Roman „Sommerwasser“ bettet Sarah Moss ihre Figuren in die schroffe Landschaft des verregneten schottischen Hochlandes ein und zeigt dabei auch, wie sehr wir von Natur und Wetter abhängig sind.
Rezension von Claudia Fuchs.
Aus dem Englischen von Nicole Seifert
Unionsverlag, 192 Seiten, 24 Euro
ISBN 978-3-293-31157-2