Best-of der Philosophie
Auch wenn das Raffael-Jahr 2020 — in Erinnerung an den 500. Todestag des Künstlers — corona-bedingt mehr oder weniger ganz ausgefallen ist, gibt es über den Künstler und seine Werke noch viel zu erfahren:
Henry Keazor etwa illustriert und beschreibt in seinem reich bebilderten Band, wie Raffaels „Schule von Athen“ aus dem Jahr 1511 unseren Begriff der „Hall of Fame“ geschaffen hat — zunächst als „Zunftbild der Philosophie“. Insgesamt sind darauf 58 Philosophen abgebildet, von denen fünf für Keazor eindeutig identifizierbar sind.

Von Aposteln bis Hollywood-Stars und Legofiguren
In seinem Buch zeichnet Keazor die Rezeptionsgeschichte des Werkes nach. Giorgio Ghisi liefert anno 1550 den ersten Kupferstich von Raffaels „Schule von Athen“ und macht dabei aus Platon einfach Paulus, denn irgendwie muss man ja die griechischen Philosophen dem christlichen Weltbild unterordnen.
Und auch andere Geistesgrößen werden ab dem 19. Jahrhundert in einer „Hall of Fame“ Marke Raffael verewigt: Die Reformatoren bei Wilhelm von Kaulbach. Juristen und Mediziner bei Jakob Götzenberger. Renato Casaro vereint 1988 die größten Hollywoodstars im Stil der „Schule von Athen“, mit James Dean und Marilyn Monroe im Zentrum wie einst Platon und Aristoteles. Im selben Jahr malt Ben Willikens für das Haus der Wirtschaft in Stuttgart zweimal die „Schule von Athen“ nur noch als Fassade ohne Philosophen. Und das Lego-Set „School of Athens and Friends“ verewigt die Philosophen als Klötzchenfiguren.