Kanalgedicht (Foto: dpa Bildfunk, Bernd Thissen)

Lyrik

Gedichte und ihre Geschichte

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Wie entsteht Lyrik? Wie sind Dichterinnen und Dichtern ihre berühmten Zeilen eingefallen? Welche ihrer Ideen führte zum Schreiben?

Gedichte und ihre Geschichte Lebenslang ins Gefängnis: Dichter Mohammed Al-Ajami wird wegen „Jasmingedicht“ verurteilt

Im November 2022 wurde der Lyriker Mohammed Al-Ajami in Katar zum zweiten Mal zu lebenslanger Haft verurteilt. Er zählt zu den renommiertesten Lyrikern der arabischen Staaten. 2011 wurde dieses Urteil zum ersten Mal gegen ihn verhängt – wegen seines „Jasmingedichts“. Der Heidelberger Lyriker Hans Thill hat es übersetzt und trägt es vor, zuvor hören wir Mohammed Al-Ajami mit dem arabischen Original.

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Gedichte und ihre Geschichte „Letztes Gartengedicht“ von Günter Kunert

Laub zusammenrechen, Pflanzen vor Frost schützen und die letzten Beete umgraben - Gartenarbeiten, die im Spätherbst anstehen. Der Lyriker Günter Kunert beschreibt dies in seinem „Letzten Gartengedicht“. Ein Gedicht, in dem es aber nur vordergründig um die Gartenarbeit geht. Vielmehr spricht aus den Zeilen die Lebenserfahrung als DDR-Autor mit all ihren Repressalien, denen der 2019 verstorbene Schriftsteller ausgesetzt war. Kerstin Bachtler stellt Kunerts „Letztes Gartengedicht“ vor, in Archivaufnahmen kommt er dabei noch einmal selbst zu Wort.

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Gedichte und ihre Geschichte „Das Blumenfest“ übersetzt von Hans Magnus Enzensberger

Der Schriftsteller, Essayist und Herausgeber der Zeitschrift „Konkursbuch“, dem Kultmagazin der Studentenbewegung, Hans Magnus Enzensberger gehörte zu den einflussreichsten deutschen Intellektuellen. Angefangen hat er als Lyriker in den 50er Jahren und immer wieder hat er auch Gedichte übersetzt. Dabei legte er stets Wert darauf, den Charakter des Ausgangstextes zu erfassen. Wie zum Beispiel beim Gedicht „Das Blumenfest“, das aus dem Codex Florentinus von Bernardino de Sahagún stammt. Einer Sammlung von Handschriften aus dem 16. Jahrhundert mit Texten über die Eroberung Mexikos und die Kultur der Azteken. Die Übersetzung von Hans Magnus Enzensberger, der am 24. November 2022 im Alter von 93 Jahren gestorben ist, liest Kerstin Bachtler.

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Gedichte und ihre Geschichte „Beschwörung durch Lachen“ von Velimir Chlebnikov

Lyrik als Protest – das kennen wir in der deutschen Literatur vor allem aus der Zeit des Ersten Weltkriegs: Der Pfälzer Dichter Hugo Ball begründete zusammen mit anderen Lyrikern den Dadaismus. Sie erfanden eine Nonsens-Sprache, die ihren durchaus politischen Inhalt mehr durch Klänge und Assoziationen transportiert und sich dabei nicht an grammatikalische Normen und Traditionen hält. Diese Dichter wollten nicht in der ihrer Meinung nach kriegsverherrlichenden Sprache der Regierenden schreiben. In Russland gab es diese lyrische Form des Protests bereits zehn Jahre bevor in Deutschland das erste Dada-Gedicht erschien. Sie fand ihren Ausdruck in der Bewegung des russischen Futurismus, zu deren wichtigsten Vertretern Velimir Chlebnikow gehört. Sein berühmtestes Gedicht aus dem Jahre 1909 wurde unter anderem von Hans Magnus Enzensberger übersetzt und trägt den deutschen Titel „Beschwörung durch Lachen“.

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Gedichte und ihre Geschichte „Brache“, Dilek Mayatürk

Die türkische Lyrikerin Dilek Mayatürk hat ihr Heimatland verlassen, um in Deutschland zu leben. Sie hat die deutsche Sprache gelernt und schreibt ihre Gedichte zweisprachig. Die Auseinandersetzung mit zwei Sprachen hat ihren Schreibstil verfeinert und präzisiert. Bereits in der Türkei wurde Dilek Mayatürk mehrfach für ihre Lyrik ausgezeichnet, und auch bei uns in Deutschland finden ihre Texte viel Beachtung. Zurzeit ist Dilek Mayatürk Stipendiatin im Künstlerhaus Edenkoben in der Südpfalz. Kerstin Bachtler hat sie dort getroffen.

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Gedichte und ihre Geschichte „Herbsttag" von Rainer Maria Rilke

Der Herbst fühlt sich allmählich so an, wie er sollte: die Temperaturen werden kühler. Wenn wir an die ungewöhnlich heißen Sommertage zurückdenken, scheint ein Rilke-Wort besonders passend: Der Sommer war sehr groß. Es stammt aus Rilkes berühmtem Gedicht „Herbsttag“, 1902 in Paris verfasst. Doch gegen diese Aussage rührt sich Widerspruch. Claus-Peter Lieckfeld, ein Lyriker unserer Zeit, ist der Meinung: „Rilkes Herbst findet nicht statt“.

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Gedichte und ihre Geschichte „Ich bin ein Kind der Stadt“ von Anton Wildgans

Im Herbst werden traditionell die Nobelpreise verliehen – eine spannende Zeit für Forscher und für Literaten. Der österreichische Lyriker Anton Wildgans hält einen Rekord der besonderen Art: Dreimal war er für den Literaturnobelpreis vorgeschlagen. Doch als er ihn 1932 tatsächlich bekommen sollte, ist er kurz zuvor gestorben. Schnell geriet Anton Wildgans in Vergessenheit, dabei war er zu Lebzeiten außerordentlich populär und zählt bis heute zu den wichtigsten Literaten Österreichs. Er stammt aus Wien und dieser Stadt hat er in einem seiner bekanntesten Gedichte ein lyrisches Denkmal gesetzt. Es liest Jürgen Andreas.

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Gedichte und ihre Geschichte „Geboren spät im Oktober“ von Werner Lutz

Werner Lutz war Lyriker und Maler, er konnte mit Worten malen und mit Farben schreiben. So beschrieb er selbst einmal die Verbindung seiner beiden großen Talente. Seine Gedichte sind kleine Kunstwerke, in denen die Worte so strahlen wie die Farben in seinen Bildern. Der Literaturwissenschaftler Matthias Kussmann stellt Werner Lutz vor und beginnt mit dem autobiografischem Gedicht „Geboren spät im Oktober“.

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Gedichte und ihre Geschichte „Sommerbetrachtung“ von Klabund

Der Berliner Dichter Alfred Georg Hermann Henschke nennt sich Anfang des 20. Jahrhunderts „Klabund“, er setzt den Namen aus den Worten „Klabautermann“ und „Vagabund“ zusammen. Die damit verbundenen Charaktereigenschaften beschreiben den Autor treffend: Immer unterwegs und dabei am liebsten in der Rolle des Kobolds, der mit anderen seinen Schabernack treibt. Klabunds Lyrik lässt sich keinem Genre zuordnen, sie spielt virtuos mit vielen Traditionen. Sein Gedicht „Sommerbetrachtung“ wandelt sich von einem Herbstgedicht zu einer Elegie auf die Melancholie und die Todessehnsucht, und das in erstaunlich heiterem Ton. Es liest Johannes Wördemann.

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