Es sei fast so etwas wie eine rituelle Pflicht, die Fotos aus dem Krieg in der Ukraine zu sehen, um sich zu informieren und einfach zu verstehen, was da passiert, sagt die Schriftstellerin Katja Petrowskaja. Und trotzdem „haben die Fotos aus Butscha etwas mit meinem Körper gemacht. Das erzählen eigentlich viele Menschen, dass man körperlich damit nicht umgehen kann, dass diese Gewalt auch am eigenen Körper bleibt, obwohl man in Sicherheit sitzt.“
Katja Petrowskaja ist in Kiew geboren, lebt und arbeitet seit über 20 Jahren in Berlin. Der Krieg in ihrem Geburtsland ist mit seinen unzähligen Fotos auch auf ihrem Handy präsent. Wie schmerzhafte Scherben würden sich diese Bilder anfühlen. Die Kiewer Vororte Butscha und Irpin sind die Orte ihrer Kindheit und auch die letzten Sommer hat sie dort verbracht.
Mit Fotos beschäftigt sie sich seit Langem. Seit 2015 schreibt sie Foto-Kolumnen für die Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. In kurzen Texten beschreibt sie die Fotos nicht nur, sondern denkt sie weiter. Erzählt Geschichten, träumt sich hinein und eröffnet uns ihre Gefühle und Eindrücke.
52 von diesen Foto-Kolumnen finden sich nun in dem Sammelband „Das Foto schaute mich an“. Sie öffnen eine Tür zu vergangenen Zeiten und erzählen doch so viel über unsere Gegenwart. Auch jetzt schreibt sie ihre Texte weiter. Manche der aktuellen Fotos aus der Ukraine seien für Katja Petrowskaja zu einem Amulett geworden, eine Art Halt. Auch sie selbst sei jetzt ein Foto, würde nur noch im Moment leben.
Gespräch Katja Petrowskaja: „Jeder Krieg ist absurd, dieser ist nicht fassbar!“
Der Krieg in der Ukraine tobt in Katja Petrowskajas Geburtsland, der Ukraine. Aber auch wenn sie in Berlin ist, wo sie seit über 20 Jahren lebt, ist ihr dieser Krieg ganz nah: in unzähligen Bildern und Videos in den Nachrichten und in den sozialen Netzwerken.