Der Emmertsgrund ist ein Stadtteil, der Ende der 60er Jahre auf dem Reißbrett entstand. Ein Projekt gegen die damalige Wohnungsknappheit, gebaut vom gewerkschaftseigenen Wohnungsbaukonzern Neue Heimat. Eine Retorte, weitab von der Altstadt und hoch oben am Berg gelegen.

Vom Paradebeispiel für urbanes Wohnen zum Migrantenviertel
Viele Menschen haben viel Hoffnung in diesen Ort gesteckt, unter ihnen etwa der berühmte Psychoanalytiker und Sozialpsychologe Alexander Mitscherlich. Unter dem Motto „Urbanität durch Dichte“ entstanden zahlreiche Hochhäuser und als die nicht wirklich gefielen sattelte man um auf Reihenhaus-Siedlungen. Anstatt zum Paradebeispiel für ein neues urbanes Wohnen wurde der Emmertsgrund allerdings nach und nach zum Außenseiter mit schlechtem Ruf.
„Im Emmertsgrund wohnten besonders viele Migranten. Das ist in Deutschland überall gleich – Migranten wohnen meistens irgendwo im Besondersviel.“
Phänomenale Sicht auf die Sonnenuntergänge über der Rheinebene
Ein Stadtteil zwischen „global village“ und sozialem Brennpunkt wird der Emmertsgrund auch genannt. Oder spielerischer auch: Der Stadtteil mit Weitblick. Wegen der phänomenalen Sicht auf die Sonnenuntergänge über der Rheinebene, die man sonst nur in den Villenvierteln der Stadt hat. Klar ist: eine Puppenstube wie so viele andere Gegenden Heidelbergs ist das hier nicht. Aber das heißt noch lange nicht, dass es hier weniger lebenswert zugeht.
Saša Stanišić hat sich im vergangenen Jahr ins Goldene Buch der Stadt Heidelberg eingetragen – wie vor ihm etwa Nelson Mandela oder Prinz William und Herzogin Kate. Für ihn war das sicherlich ein ungleich emotionalerer Moment als für seine berühmten Vorgänger*innen. „Heidelberg: meine Kraft, mein Glück, meine Stadt“ hat er seiner Unterschrift beigefügt und erklärt: „Die Kraft, das ist so auch die schaffende Kraft, die damals schon mich über diese prekären Geschichten gerettet hat. Glück, weil es tatsächlich ein Glück war, hierherzukommen. Und wer weiß, wie mein Leben gewesen wäre, wenn wir woanders gewesen wären. Und meine Stadt, weil ich immer wieder feststelle. Ich fühle mich hier wirklich wohl.“