
Etwas kleinlaut habe er sich gefühlt, als er Mitte der 80er Jahre als Debütant zum ersten Mal mit Siegfried Unseld gesprochen habe, erinnert sich der Schriftsteller Ralf Rothmann an seine eigenen Anfänge bei Suhrkamp anlässlich des 70. Jahrestags der Gründung des Verlags am 1. Juli 1950. Der Nachfolger von Peter Suhrkamp als Verlagschef sei eine „imposante, raumgreifende Persönlichkeit“ gewesen, so Rothmann in SWR2. „Suhrkamp war die geistige Silhouette der Republik“.
Suhrkamp habe nach dem Krieg wie eine Schleuse gewirkt, um Qualitätsliteratur in Belletristik und Wissenschaft in Deutschland neu zu etablieren, „den Deutschen nach dem Krieg zu ihrer Sprache zurückzuverhelfen". Schon Peter Suhrkamp habe in einem Gespräch mit dem SDR 1950 seinen Anspruch deutlich gemacht, in die Gesellschaft hineinwirken zu wollen.
Siegfried Unseld habe das fortgesetzt, so Rothmann: „Er musste ja als Soldat nach Russland, war sich immer der Schuld der Deutschen aus dem Krieg bewusst. Auch sein Verhältnis zum jüdischen Geistesleben war ein ganz inniges. Damit verbunden war sicher auch ein Wunsch zur Wiedergutmachung." Mit der „edition Suhrkamp" sei es ihm gelungen, bedeutende geistige Werke möglichst vielen Menschen zu günstigen Preisen zugänglich zu machen.