Irgendwann zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert soll es gewesen sein. Da wurde aus dem "kleinen Erwachsenen", der keinen besonderen Status hatte, ein bedürftiges Kind, dessen "Kindheit" zum Gegenstand von familiärer und schulischer Bildung geriet. Für Philipp Ariès, den französischen Autor des Standardwerks "Geschichte der Kindheit", ein Akt gegen den Geist der Aufklärung, der die Freiheit und Selbstständigkeit der Kinder gewaltsam einengte. Als sein Buch 1975 in Deutschland erschien, provozierte es jede Menge kontroverse Debatten - längst nicht folgenreich genug. Immer noch haben viel zu wenige Historiker und Erziehungswissenschaftler den reichen Fundus der Kindheitsgeschichte im Fokus.
Philippe Ariès und die Folgen
Von Detlef Berentzen