In „Geld spielt keine Rolle“ schreibt die Journalistin Anna Mayr über ihren Aufstieg von der Armut ins gut situierte Bürgertum. Sie schildert darin die innere Zerrissenheit, die sie angesichts dieser gegensätzlichen Welten spürt: „je mehr Vermögen man hat, desto besser passt man darauf auf“, so Mayr in SWR2.
Teure Güter werden selbstverständlich
Mayr befürchtet, dass der Konsum von unnötigen, teuren Gütern für sie zur Selbstverständlichkeit werden könnte. „Je mehr Einkommen man hat, desto mehr denkt man, dass man jeden einzelnen Cent davon wirklich braucht, desto schwerer fällt es einem, davon etwas abzugeben. Und ich bin überrascht, dass das nicht jeder eigentlich die ganze Zeit an sich selbst bemerkt.“
Armut ist exotisch – Wohlstand selbstverständlich
Über Geld zu verfügen und sich dabei nicht zu hinterfragen, das könne sie nicht verstehen, so Mayr. Das Thema ihres ersten Buchs „Die Elenden“ – Armut – hätten die Menschen als viel exotischer betrachtet als jetzt das Thema Wohlstand. „Ich sollte wahnsinnig viel aus meinem Alltag als armer Mensch erzählen, immer die traurigen Geschichten von meiner Familie. Und wenn ich das nicht wollte, dann sind die Leute wütend geworden.“
Aber wenn man über Geld schreibe, dann sei es eine ganz andere Erfahrung. Und das sage schon viel über unser Verhältnis zum Geld: Dass wir quasi nicht bereit seien, Geld auch als ein exotisches Ding zu lesen.
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Buchkritik Alexander Hagelüken - Das Ende des Geldes, wie wir es kennen.
Geld verändert sich gerade so radikal, dass wir es nicht mehr erkennen. Ein epochaler Einschnitt, so Alexander Hagelüken.
Rezension von Thomas Moser.
Verlag C.H. Beck München 2020, 222 Seiten, 16 Euro
ISBN 978-3-406-75723-5