Rechtgläubige Christen - rechte Christen
Seit Jahren streitet die Publizistin Liane Bednarz für einen Konservatismus, der sich nach rechtsaußen abgrenzt. Davon handelt auch ihr neues Buch "Die Angstprediger. Rechte Christen gegen Freiheit und Toleranz".
Meinungsdiktatur und Tugendterror
Letztlich, so die Publizistin im Gespräch mit SWR2, tue der Rechtspopulismus so, "als gebe es hier eine Meinungsdiktatur, eine politische Korrektheit, die alles Mögliche unterdrückt, einen linksgrünen Mainstream, einen Tugendterror".
Darin komme "eine Opferhaltung" zum Ausdruck, meint Bednarz, "als könne man keine harmlos konservativen Positionen mehr vertreten, wobei man gar nicht merkt, dass man die Grenze zum rechten Denken längst überschritten hat."
"Nächstenliebe" auf verlorenem Posten
Um solche rechten Positionen auch in den Kirchen salonfähig zu machen, würden zentrale Begriffe des Christentums umgedeutet. Zum Beispiel, so Liane Bednarz, der Begriff der Nächstenliebe.
Den Umdeutungen zufolge sei letztere Flüchtlingen gegenüber beispielsweise gar nicht erforderlich, rezitiert Bednarz, denn: "Das ist nicht mein Nächster. Mein Nächster ist mein Nachbar, der Nächste ist vielleicht noch jemand in Deutschland oder Europa, aber Menschen, die aus anderen Regionen kommen, sind demnach ,Fernste'."
Hysterie verbindet sich mit Ressentiments
Es gehe nicht darum, Kritik am Islam zu tabuisieren, so die Publizistin. "Aber wenn zum Beispiel behauptet wird, es gebe in Deutschland eine Islamisierung - beispielsweise weil flächendeckend Weihnachtsmärkte in Wintermärkte umbenannt würden - was einfach so nicht stimmt -, dann merken Sie, dass sich da letztlich eine Hysterie ausbreitet, die sehr stark Hand in Hand mit Ressentiments geht."
Die Kirchen reagierten darauf oft hilflos, diagnostiziert Bednarz. Zwar positioniere sich beispielsweise die katholische Kirche "nach außen hin absolut vorbildlich", meint die Publizistin mit Blick auf Äußerungen des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Marx.
"Beide Kirchen haben sehr früh vor dem Rechtspopulismus gewarnt", bilanziert Liane Bednarz. "Es gibt auch sehr kritische Stellungnahmen zur AfD, zur Pegida. Aber man kümmert sich nicht so wirklich um das innerkirchliche Problem."
Denn, so die Publizistin, viele Menschen mit rechtspopulistischen Überzeugungen seien oft fromme Christen, die die Kirchen ungern verprellen wollten. Mit ihnen jedoch müsse man diskutieren. Diese Debatte zu forcieren, sei das Anliegen ihres Buches.