Vier Bücher aus der SWR Bestenliste im April standen im ausverkauften Kiesel in Friedrichshafen zur Diskussion: Virginie Despentes polarisierender Briefroman „Liebes Arschloch“, Claire Keegans inzwischen verfilmte Erzählung „Das dritte Licht“, der Roman „Monde vor der Landung“ über den Hohlwelt-Fantasten Peter Bender von Clemens J. Setz und Teresa Präauers literarische Versuchsanordnung „Kochen im falschen Jahrhundert“.
Während sich die Jury über Keegans bestürzende Familiengeschichte und die unterhaltsame Persiflage Präauers einig im Lob war, diskutierten Kirsten Voigt, Christoph Schröder und Moderator Carsten Otte kontrovers über die neuen Werke von Despentes und Setz.
Schröder nannte die Prosa des Büchner-Preisträgers eine „Literatur für Nerds“, die er nicht länger lesen wolle. Voigt verteidigte aber das Irrewerden des Protagonisten, das sich auch sprachlich ausdrücke. Die Spitzenreiterin der April-Bestenliste wurde von Juror Schröder ebenfalls scharf kritisiert, meinte er doch in „Liebes Arschloch“ eine sprachlich biedere Ansammlung aktueller Debatten zu erkennen. Demgegenüber wies Voigt auf den Versuch hin, verfeindete Lager an einen virtuellen Gesprächstisch zu bringen. Außerdem sei der Autorin die Figur der alternden Schauspielerin geglückt, die es nur mühsam schafft, sich von ihrer Drogensucht zu lösen.
Aus den diskutierten Büchern lasen Isabelle Demey und Johannes Wördemann.
Über diese Bücher wurde diskutiert
Literatur SWR Bestenliste Juni
Die SWR Bestenliste empfiehlt seit über 40 Jahren verlässlich monatlich zehn lesenswerte Bücher, unabhängig von Bestsellerlisten. Nicht die Bücher, die am häufigsten verkauft werden, bestimmen die Liste, sondern eine Jury, bestehend aus 30 namhaften LiteraturkritikerInnen, wählt die Bücher aus, denen sie möglichst viele LeserInnen wünscht.