Platz 10 (25 Punkte)

Roman. Übersetzt aus dem Französischen und mit einem Nachwort von Sophie I. Nieder

Stand

Eine Wiederentdeckung aus dem Jahr 1931. Seinerzeit ein Skandalroman: Es ist das Jahr 1915. Thérèse Delombres Ehemann ist als Offizier im Grande Guerre, im Ersten Weltkrieg, gefallen. Thérèse lebt mit ihrem Sohn Georges in einem Dorf in der Provence. Dorthin ist sie gekommen, um auf das Ende des Kriegs zu warten. Es würde nicht allzu lange dauern. Nun ist ihr Mann tot; Thérèse ahnt, dass sie hier festsitzen wird und führt, wie es heißt, ein schmerzvolles Leben, einen Kampf gegen die Einsamkeit, ihre sexuellen Sehnsüchte und gegen das Erwachsenwerden ihres Sohnes, der eines Tages aus ihrer Liebe herausgewachsen sein wird. Dann kommen deutsche Kriegsgefangene ins Dorf, und Thérèse beginnt ein Verhältnis mit „dem Großen“, wie er nur genannt wird, Otto Rülfs; ein stattlicher Mann. Die Liaison fliegt auf; Thérèse ist im Dorf geächtet und noch dazu schwanger.

André de Richauds Debütroman trägt autobiografische Züge. Er selbst, geboren 1907, verlor im Alter von sieben Jahren seinen Vater und zog mit seiner Mutter in die Provence. „Der Schmerz“ wurde zu einem Skandalroman: Zwar lobten Kritiker den hohen literarischen Wert des Buches, doch das Thema, die Beziehung einer französischen Kriegerwitwe zu einem deutschen Soldaten, rührte an die moralischen Grundfragen der Nation.

Albert Camus bekannte, dass die Lektüre von André de Richauds Roman ihn zum Schriftsteller gemacht habe. Ein doppeltes Glück also, zumal „Der Schmerz“ von seiner schlanken Eleganz auch dank der geschmeidigen Übersetzung von Sophie I. Nieder bis heute nichts verloren hat.

Zum Autor:

André de Richaud, geboren 1907 in Perpignan, zog nach dem Tod des Vaters mit seiner Mutter nach Althen-des-Paluds, ein kleines Dorf im Vaucluse. Er studierte in Aix-en-Provence und wurde Lehrer. 1930 reichte er das Manuskript von "La Douleur" bei der Jury des Prix du premier roman der "Revue hebdomadaire" ein. Aufgrund des gewagten Themas löste der Text einen Skandal aus. Weil Richaud alle anderen Bewerber in den Schatten gestellt hatte, setzte die Jury die Preisvergabe in jenem Jahr aus. 1931 veröffentlichte Bernard Grasset das umstrittene Manuskript, ohne ein Komma zu ändern.

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SWR