Platz 7 (40 Punkte)

Roman

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Karl ist 23 Jahre alt, als er im Sommer 1989 in Missouri ankommt, um an einem College Deutschunterricht zu geben. In einem dieser Kurse sitzt Stella. Wenn es so etwas gibt, wie eine Liebe auf den ersten, wenn auch verschleierten Blick, dann trifft sie Karl und die sphärische, die Welt wie durch eine hauchdünne Membran betrachtende Stella. Oder ist es Karl, der die Dinge in ein unscharfes Licht taucht?

Ein paar Monate später fällt in Berlin die Mauer, und aus reinem Pflichtbewusstsein macht Karl sich auf, um den Osten zu begutachten. Dass der DDR-Trip enttäuschend ausfällt, kann symptomatisch für eine ganze Generation Westdeutscher gelesen werden. Man hatte sich eingerichtet in dem reichen, freien und etwas langweiligen Gebilde namens BRD. Also kehrt Karl schnell zurück nach Missouri. Projektionen und Trugbilder, Sehnsuchtsvorstellungen von der unendlichen Freiheit des Landes und Fehldeutungen treiben „Missouri“ auf eine nicht unbedingt den Gesetzen der Plausibilität gehorchenden, aber rasanten Art und Weise voran. Gemeinsam mit Stella geht es auf einen Roadtrip gen Westen, immer weiter, der Sonne entgegen.

Dass Katastrophen im Anmarsch sind, bemerkt man erst spät. Gregor Hens hat lange keinen Roman mehr veröffentlicht. Das Warten auf „Missouri“ hat sich gelohnt. Das Buch schwebt elegant von Satz zu Satz.

Zum Autor:

Gregor Hens, geboren 1965 in Köln, lehrte an verschiedenen amerikanischen Universitäten, zuletzt an der Ohio State University. Seit 2013 lebt er als freier Autor und Übersetzer in Berlin. Er hat zahlreiche Romane übersetzt, u.a. von Leonard Cohen und Will Self.

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SWR