Vor zwölf Jahren gewann Maja Haderlap für einen Auszug aus ihrem Debütroman „Engel des Vergessens“ den Ingeborg Bachmann-Peis in Klagenfurt. Haderlap wuchs als Angehörige der slowenischen Minderheit auf einem Bauernhof im Jauntal auf, studierte in Wien Theaterwissenschaften und kehrte 1992 als Chefdramaturgin des Theaters in Klagenfurt nach Kärnten zurück. Mit den Nachwirkungen ihres Debüts, so hat Maja Haderlap es kürzlich in einem Interview mit dem österreichischen Fernsehen erzählt, habe sie lange zu tun gehabt. Zeitweise habe sie sich als kulturpolitische Sprecherin gefühlt.
Nun ist ihr zweiter Roman erschienen. „Nachtfrauen“ beweist eindrucksvoll, dass Haderlap sich freigedacht und freigeschrieben hat von jeder Art von Repräsentationszwang. Mira heißt die Hauptfigur des Romans. Sie ist im fiktiven Jaundorf in Südkärnten aufgewachsen, hat dann einen Milieuwechsel vollzogen, in Wien studiert und arbeitet dort nun als Fachreferentin für Bildungs- und Frauenfragen. Für zwei Wochen, so ihr Plan, will Mira nach Jaundorf fahren, um ihrer dort lebenden Mutter Anni eine Nachricht zu überbringen: Anni muss aus dem Haus, in dem sie seit den 1970er-Jahren lebt, ausziehen.
Daraus entwickelt sich ein vielschichtiges und dichtes Buch. Eine Geschichte von Frauen, die über Generationen hinweg als Erbmasse betrachtet wurden. Die Historie einer Landschaft, in der jedes gesprochene Wort politisch ist. Und schließlich auch eine Betrachtung der Religion, die für die einen Unterdrückungsinstrument, für andere aber Trost und Schönheit sein kann.