Cover des Buches: Virginie Despentes: Liebes Arschloch (Foto: Pressestelle, Kiepenheuer und Witsch)

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Virginie Despentes: Liebes Arschloch

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#MeToo im Literaturbetrieb. Mit "Das Leben des Vernon Subutex" wurde die französische Schriftstellerin berühmt. "Liebes Arschloch" wurde in Frankreich von der Kritik gefeiert, gelangte aber "aus ethischen Gründen", wie der Präsident der Academie Goncourt es formulierte, nicht auf die Longlist für den bedeutendsten Literaturpreis des Landes. Despentes‘ Schreiben ist angetrieben von Wut, von weiblicher Wut, und die ist derzeit eine solide Währung.

"Liebes Arschloch" ist ein Briefroman aus dem 21. Jahrhundert, folgerichtig also ein Schriftwechsel im digitalen Raum. Rebecca ist Schauspielerin, etwas über fünfzig, und greift ein in die auch hierzulande gerade virulente Debatte um die Altersdiskriminierung von Schauspielerinnen. Der Schriftsteller Oscar, geringfügig jünger als Rebecca, bezeichnet diese als Schlampe, die sich nur noch um Feminismus kümmere, weil der körperliche Reiz, mit dem sie einst ihre Fans verzaubert habe, verflogen sei. Rebecca meldet sich bei Oscar.

Der Titel des Romans ist die Anrede, die sie in ihrer ersten Mail für ihn wählt. Dann schaltet sich Zoé ein, eine ehemalige Mitarbeiterin in Oscars Verlag und mittlerweile Aktivistin mit einer beträchtlichen Zahl von Followern. Sie wirft Oscar Mobbing und sexuelle Übergriffe vor und tritt damit einen Shitstorm gegen ihn los. Während dieser tobt, kommen die Pandemie und der Lockdown.

Zwischen dem Alkoholiker Oscar und der Heroin-Konsumentin Rebecca entwickelt sich derweil ein Mailwechsel, in dem Despentes nicht nur auf Drastik setzt, sondern auch Zwischentöne aufkommen lässt. Wie immer, wenn die sozialen Medien ihre Empörungsarbeit geleistet haben, stellt sich heraus, dass alles vielleicht doch komplexer ist als gedacht. Zumal Rebecca und Oscar sich gegenseitig im Kampf gegen die Sucht unterstützen und damit Freunde werden.  

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