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Ahmet Altan: Hayat heißt Leben

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Als Journalist, unter anderem für die von ihm gegründete Zeitung „Talaf“ hat der 1950 geborene Ahmet Altan in der Türkei Tabuthemen aufgegriffen, so beispielsweise den Völkermord an den Armeniern und den Umgang des türkischen Staates mit den Kurden. Nach dem Putschversuch im Juli 2016 wurde die Zeitung verboten und Ahmet Altan wurde gemeinsam mit seinem Bruder Mehmet festgenommen.

Altan wurde 2018 zu lebenslanger Haft verurteilt, im April 2021 allerdings überraschend freigelassen, weil der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte die Türkei für den Umgang mit den beiden Altan-Brüdern verurteilt hatte.

Seinen Roman „Hayat heißt Leben“ hat Altan während seiner Zeit im Hochsicherheitsgefängnis geschrieben. Teile davon hat er, so hat er es später berichtet, auswendig gelernt, weil er stets damit rechnen musste, dass seine Aufzeichnungen beschlagnahmt werden könnten.

Altan erzählt in seinem Roman die Geschichte von Fazil, einem Literaturstudenten aus einer einstmals wohlhabenden, nun mittellosen Familie. Fazil steht zwischen zwei Frauen: Hayat, die dem Roman den Titel gibt, ist wesentlich älter als er, selbstbewusst und lebenslustig. Die junge Sila hingegen ist in sich gekehrt und eine ebenso intensive Leserin wie Fazil selbst. Ihr Ziel ist die Emigration nach Kanada.

Zwischen diesen drei Figuren breitet Ahmet Altan seine Themen aus. Genauer: Er macht sie auch atmosphärisch anschaulich. Die permanent bedrohliche Atmosphäre staatlicher Willkür konterkariert er mit dem Freiheitsdrang seiner Charaktere.

„Hayat heißt Leben“ ist auch eine Hommage an die großen Romane der Weltliteratur, die in Zeiten der Repression nicht nur Trost und Sinn stiften können, sondern auch und vor allem: geistige Freiheit.

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SWR