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Fiston Mwanza Mujila: Tanz der Teufel

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„Mambo de la fête“ heißt die Kneipe, in der der Tanz der Teufel getanzt wird. Gelegen ist sie am Stadtrand von Lumbumbashi, ganz im Süden der Demokratischen Republik Kongo, dem ehemaligen Zaire. So heißt das Land auch noch in den 1990er-Jahren, in denen der Roman von Fiston Mwanza Mujila spielt.

Lumbumbashi ist die Heimatstadt des Autors, der seit 2009 in Österreich lebt. Die Bar, die Mujila in „Tanz der Teufel“ beschreibt, ein gesellschaftlicher Kulminationspunkt, ein Umschlagzentrum von Neuigkeiten und Gerüchten. Aber eben auch ein Platz, an dem alle Gäste, ganz gleich, welchem Beruf sie nachgehen, Dampf ablassen. Sie tanzen ihren Alltag weg, den täglichen Kampf, die tägliche Angst.

Einer der jüngeren Besucher des Mambo heißt Sanza. Er ist Mitglied in einer Straßenbande, bis sich ein gewisser Monsieur Guillaume seiner annimmt. Der hat Manieren und arbeitet für den Geheimdienst. Es geht darum, mögliche Aufrührer gegen das Regime des diktatorischen Präsidenten Mobutu Sese Seko aufzuspüren. Oder auch darum, Menschen zum Protest anzustiften, um sie dann einzukassieren.

Kolonialzeit, Diktatur, Ausbeutung, Unterdrückung – all das hat sich zu einem unheilvollen Gemisch verbunden, das Mujila buchstäblich wie in einer Bar in einem Stimmengewirr zu Wort kommen lässt. Der Sound hat Härte und Witz zugleich. Zumal das exzessive Klebstoffschnüffeln manchen der Figuren auch gehörig die Sinne vernebelt.

Diese Jahre, so schreibt der Autor es in seinem Nachwort, „waren Jahre der Utopien, Träume, Phantastereien und anderer unkontrollierter Wünsche nach sozialem Aufstieg, dem Streben nach schnellem Geld.“ Der Roman macht diese aufgedrehte Epoche anschaulich.

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SWR