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Fran Lebowitz: New York und der Rest der Welt

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Nicht immer tut es einer Schriftstellerin gut, als Kultfigur zu gelten. Fran Lebowitz ist eine Kultfigur, ohne Frage. „Entdeckt von Andy Warhol“, das ist das Gütesiegel, das sie nicht mehr loswird, aber schon längst nicht mehr nötig hat, weil ihr derzeit sogar eine eigene Netflix-Serie gewidmet ist: Ihr Freund Martin Scorsese hat Lebowitz in „Pretend It’s a City“ eine Hommage in Porträtfom geschenkt. Darin wandert sie durch die Stadt New York und kommentiert, was sie sieht, die Auswüchse des urbanen Lebens, vor allem aber auch die Alltagsszenen, die sonst niemand mit Signifikanz füllen würde. Lebowitz gelingt das.

New York ist der Nährboden ihres Schreibens. So vielfältig in ihren Phänomenen, großen und kleinen Schrullen, Überspanntheiten und Sensationen ist, so abwechslungsreich und originell sind die Texte, die Lebowitz daraus gewinnt. Entstanden sind sie in den 1970er- und 1980er-Jahren und in Warhols Zeitschriften „Interview“ und „Mademoiselle“ erschienen. Erst jetzt gibt es sie erstmals in deutscher Übersetzung.

Mit geschärftem Blick und in bester satirischer Zuspitzung nimmt Lebowitz sämtliche Aspekte des Stadtlebens in den Blick: Sport, Familienplanung, Rauchen, Kunst und Literatur, Salatessen, Selbsterfahrungsdrang, das Wetter und die Pflanzen, Haustiere und – schon seinerzeit – Selbstoptimierungsversuche. Sehr böse, sehr intelligent, sehr lustig. Besser kann man das nicht machen.

Buchkitik Fran Lebowitz – New York und der Rest der Welt

Eine der witzigsten Frauen der USA wirft in ihren geistreichen Essays funkelnde Schlaglichter auf ihre Stadt: New York und deren Einwohner.
Aus dem amerikanischen Englisch von Sabine Hedinger und Willi Winkler
Rowohlt Berlin, 352, 22 Euro
ISBN 978-3-7371-0143
Rezension von Julia Haungs

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