Cover des Buches Alois Hotschnig: Der Silberfuchs meiner Mutter (Foto: Pressestelle, Kiepenheuer & Witsch Verlag)

Platz 1 (104 Punkte)

Alois Hotschnig: Der Silberfuchs meiner Mutter

Stand

Die brisante Thematik von Kindern, die während des Zweiten Weltkriegs in besetzten Ländern von Soldaten der Besatzungsarmee gezeugt wurden, ist ein mittlerweile von Historikern intensiv erforschtes, von der Literatur aber nur wenig behandeltes Gebiet. Der Österreicher Alois Hotschnig, geboren 1959, erzählt in seinem neuen Roman auf raffinierte Weise von einem solchen Fall: „Der Silberfuchs meiner Mutter“ ist vordergründig eine rein mündliche Prosa, in der tatsächlich aber komplexe Erinnerungs- und Selbsterforschungsprozesse freigelegt werden.

Heinz, der Ich-Erzähler, ist der Sohn des österreichischen Obergefreiten Anton Halbsleben, der im Jahr 1942 als Wehrmachtssoldat in die norwegische Kleinstadt Kirkenes im besetzten Norwegen kommt. Bei einer Kampfhandlung wird er verletzt und im Krankenhaus von der norwegischen Krankenschwester Gerd Hörvold betreut. Die beiden verlieben sich; Gerd wird schwanger. Kein Einzelfall, sondern einer von Hunderten allein in Kirkenes. Eindringlich erzählt Hotschnig davon, wie Gerd von ihrer Familie verstoßen wird und nach Österreich kommt, wo sie das Kind nach einer sogenannten „rassenhygienischen Untersuchung“ auf die Welt bringen darf.

Es ist eine Unglückskette, die hier beschrieben wird, denn Anton verlässt seine unter psychischen Krisen leidende Frau, die auch in ihrer neuen Heimat stigmatisiert ist.

Wie konnte es dazu kommen? Was hat diese Liebe getrennt? Familie, Ideologie, Historie, Krankheit – all das fließt in diesem Roman zusammen, ohne ein abschließendes Bild zu ergeben.

Stand
AUTOR/IN
SWR