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Miklós Mészöly: Spurensicherung

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Der Schriftsteller Miklós Mészöly war der erste Ungar, der 1974 ein Stipendium des DAAD-Künstlerprogramms zuerkannt bekam und mit seinem Aufenthalt im Literarischen Colloquium eine Tradition großer ungarischer Autoren wie Péter Nádas, Péter Esterházy oder auch dem derzeit gefeierten Lászlo Krasznahorkai begründete, die am Wannsee arbeiteten und literarische Spuren hinterließen. Mészöly starb im Jahr 2001.

Der Literaturwissenschaftler Pál Kelemen arbeitet in seinem Nachwort zu diesem anlässlich des 20. Todestages erschienenen Bandes heraus, dass Mészöly in eine Reihe mit den großen ungarischen Autoren des 20. Jahrhunderts gehöre, da er die ungarische Literatursprache im Grunde noch einmal neu erfunden habe, stets im Austausch mit dem Gedankengut der Moderne und auf dem Fundament eines unverbrüchlichen Humanismus. Obwohl es sich also im besten Sinne um Weltliteratur handelt, wird sein Werk heute selbst in Ungarn nur von einem kleinen Kreis von Spezialisten gelesen.

„Spurensicherung“ ist ein vierteiliger Zyklus, entstanden zwischen 1969 und 1988. Christian Thanhäuser hat Mészölys Texte auf der Basis von Fotografien mit Birnholzschnitten ergänzt; zudem liegt dem Buch ein Heft mit 24 Zeichnungen bei, die Thanhäuser von den Landschaften Mészölys angefertigt hat. Es ist ein in jeder Hinsicht schönes Buch aus einer Landschaft, über die Mészöly zu Beginn schreibt: „Kein einziges Detail prahlt. Sie will nicht betören, sie will gar nichts, sie ist einfach nur da.“ Das gilt auch für diese Prosa.

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SWR