Platz 3 (40 Punkte)

Juan Rulfo: Unter einem ferneren Himmel

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Der 1917 geborene mexikanische Schriftsteller wurde in seiner Kindheit von zwei einschneidenden Ereignissen geprägt: 1923 wurde sein Vater ermordet; 1926 brach der mexikanische Bürgerkrieg aus. Gewalt und die Orientierungslosigkeit des Individuums in einer unübersichtlichen gesellschaftlichen Situation prägen Rulfos Werk. Die Art und Weise, wie Rulfo damit umgeht, ist allerdings literarisch verblüffend.

Vor allem sein einziger Roman „Pedro Páramo“, erschienen 1955, gilt als einer der bedeutendsten der lateinamerikanischen Literatur im 20. Jahrhundert. Darin erzählt Rulfo die Geschichte des jungen Juan, dem seine Mutter auf dem Sterbebett den Auftrag erteilt, seinen Vater ausfindig zu machen. Die Hazienda des Vaters trifft er schließlich in einem Zustand der Verwüstung an; von nun an werden die Begegnungen und Ereignisse zunehmend surreal. Die Chronologie ist ebenso zersplittert wie das Bewusstsein des Protagonisten, das im Laufe des Textes neu zusammengesetzt wird. Rulfo gilt nicht zuletzt wegen dieses Romans als einer der Begründer dessen, was mit dem Schlagwort „magischer Realismus“ umschrieben wird.

Der Autor, zu dessen Bewunderern der Literatur-Nobelpreisträger Günter Grass gehörte, starb 1986. Nun ist ein Band mit seinen gesammelten Werken erschienen. Er enthält neben dem Roman sämtliche Erzählungen in einer Neuübersetzung von Dagmar Ploetz. Eine Einladung zur (Wieder-)Entdeckung.

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SWR