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Arnold Stadler: Am siebten Tag flog ich zurück. Meine Reise zum Kilimandscharo

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In der Stube des Hauses bei Meßkirch, in dem Arnold Stadler aufgewachsen ist, hing über dem Esstisch ein Gemälde. So lesen wir gleich auf den ersten Seiten des Romans. Das Werk des Stuttgarter Malers Fritz Lang trägt den Titel „Kibo mit Palme“, und es zeigt den schneebedeckten Gipfel des Kilimandscharo. Heute schmückt das Gemälde die Wand in Arnold Stadlers Arbeitszimmer.

Im Jahr 2016 bekommt Stadler von der Reisebeilage einer deutschen Wochenzeitung das Angebot, sich ein Ziel seiner Wahl auszusuchen, um darüber eine Reportage zu schreiben. Er fliegt zum Kilimandscharo, nicht um ihn zu besteigen, sondern um ihn aus genau der Perspektive zu betrachten, aus der auch Fritz Lang ihn gemalt hat. Vor Ort hat sein Erzähler-Ich eine Begegnung mit der deutschen Kolonialgeschichte und mit einem Affen, der ihm seine Lackschuhe stiehlt. Er bemerkt, dass er aus dem alten Stadt-Land-Widerspruch auch hier nicht herauskommt. Und er empfindet Flugscham, obwohl es das Wort noch nicht gibt.

So anarchisch hüpfend Stadlers Erzählweise auch erscheinen mag, so genau sind die Motivketten im Roman durchgehalten. Und als alles vorbei ist, kommt jener Satz ins Spiel, der über dem Gesamtwerk Stadlers stehen könnte: „Die Zukunft war damals meine Sehnsucht, so wie die Erinnerung nun mein Heimweh ist.“

Buchkritik Arnold Stadler - Am siebten Tag flog ich zurück. Meine Reise zum Kilimandscharo

Für eine Wochenzeitung reiste Arnold Stadler nach Afrika. Sein Bericht über die Reise geriet zum Roman. Darin geht es um Politik, Geschichte Exotik und immer auch um den Autor selbst.

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